Verzweifelter Kampf gegen drohende Ölpest
Allerdings sei es kein dickflüssiger Ölteppich, sondern eher ein dünnes Wasser-Öl-Gemisch. Zwar hätten günstige Winde bislang dafür gesorgt, dass sich das Öl noch gut 45 Kilometer vor der Küste befindet, «aber das Öl kommt ganz sicher immer näher an die Küste heran», warnte Printice Danner, Offizier der US-Küstenwache, am Dienstag. Auf der Bohrinsel «Deepwater Horizon» hatte sich am vergangenen Dienstag eine schwere Explosion ereignet. Zwei Tage später sank die Plattform.
Große Sorgen bereitet die Tatsache, dass nach wie vor täglich rund 140 Tonnen Rohöl in etwa 1500 Metern Tiefe ins Meer sprudeln. Experten des Ölkonzerns BP versuchten weiterhin, die zwei Lecks mit Mini-Robotern am Förderrohr abzudichten. Bis Montagabend (Ortszeit) waren mehrere Versuche gescheitert.
Für den Fall eines endgültigen Fehlschlags haben die Experten bereits einen «Plan B». Tritt er in Kraft, soll es neben der bestehenden Ölquelle eine Entlastungsbohrung geben. Der Haken dabei wäre allerdings, dass soetwas zwei bis drei Monate dauert. Außerdem handelt es sich um ein riskantes Unternehmen, das bislang noch nie in so großer Tiefe unternommen wurde. BP-Operating-Officer Doug Suttles sagte, insgesamt seien rund 1000 Helfer im Einsatz und mehrere Dutzend Schiffe vor Ort.
Wale in Gefahr
Unterdessen geht die Sorge um, dass die Lösungsmittel, mit denen der Ölteppich bekämpft wird, Meerestiere gefährden. So wurden drei Pottwale in der Nähe der Stelle gesichtet, über der Flugzeuge die Chemikalien abwerfen. Der Einsatz der Lösungsmittel werde dort «angepasst», um die Wale zu schützen, sagte Küstenwachen-Offizier Danner.
BP droht wegen der Umweltkatastrophe vor der US-Küste ein großer Schaden. Allerdings machte das Unternehmen in seinem Quartalsbericht am Dienstag keine Angaben zu den erwarteten Kosten. Es hieß lediglich, der Überschuss im ersten Quartal sei um 138 Prozent gestiegen. BP-Chef Tony Hayward sagte, besseres Wetter unterstütze die Rettungsaktion im Golf.
Ein US-Experte von der renommierten Woods Hole Oceanographic Institution betonte, dass die ökologischen Folgen des Ölaustritts nicht abzusehen seien. Bisher habe man nur sehr wenig Erfahrungen mit Öllecks im offenen Meer, sagte der Fachmann für Meeres-Chemie, Chris Reddy, der Nachrichtenagentur dpa. Der jetzige Fall lasse sich jedoch nicht mit der «Exxon Valdez»-Katastrophe von 1989 vor der Küste Alaskas vergleichen. Damals waren rund 40 000 Tonnen Rohöl ausgelaufen. Bis eine solche Menge erreicht wäre, müsste aus dem Leck im Golf von Mexiko 260 Tage lang Öl auslaufen.
Woods Hole Oceanographic Institution: http://www.whoi.edu/