USA entziehen Harvard das Visumrecht für Ausländer – Justiz stoppt Trumps Vorstoß vorerst
Harvard darf vorerst keine neuen internationalen Studierenden mehr aufnehmen – so lautet die Anordnung von Heimatschutzministerin Kristi Noem, die am Donnerstag das SEVP-Zertifizierungsprogramm für die Eliteuniversität stoppte. Bestehende Visa sollen ungültig werden, sollten betroffene Studenten nicht auf andere Hochschulen wechseln. Als Begründung nennt das Ministerium den Vorwurf, Harvard toleriere Gewalt, Antisemitismus und kooperiere mit der Kommunistischen Partei Chinas.
Rund 6800 internationale Studierende wären betroffen, etwa 27 Prozent aller Harvard-Studierenden. Doch die Maßnahme wurde umgehend von einem US-Bezirksgericht in Kalifornien ausgebremst. Richter Jeffrey White untersagte der Regierung, Aufenthaltsrechte ohne gerichtliche Prüfung zu entziehen oder Studierende zu inhaftieren. Die Entscheidung gilt landesweit, solange die Klagen gegen das Vorgehen der Regierung verhandelt werden.
Präsident Donald Trump hatte die Maßnahme persönlich forciert. Sie reiht sich ein in eine lange Liste von Angriffen auf US-Eliteuniversitäten, die er als „ultraliberale Brutstätten“ bezeichnet. Harvard reagierte mit scharfer Kritik und kündigte weitere rechtliche Schritte an.
Bereits zuvor war die Universität ins Visier republikanischer Abgeordneter geraten: Der Sonderausschuss für China warf Harvard in einem Brief vor, mit militärischen Einrichtungen in China und dem Iran kooperiert zu haben. Harvard wird zudem beschuldigt, sanktionierte paramilitärische Gruppen ausgebildet zu haben – ein Vorwurf, den die Hochschule bestreitet. Eine offizielle Stellungnahme steht noch aus.
Finanziell trifft die Attacke einen der reichsten Bildungsträger der Welt nur bedingt: Harvard verfügt über ein Stiftungsvermögen von rund 50 Milliarden Dollar. Doch politisch ist der Schaden erheblich. Bereits 2023 hatte die Universität unter dem Eindruck pro-palästinensischer Proteste und sinkender Spenden ihr Image als moralische Instanz eingebüßt.
Die Entscheidung der US-Regierung könnte darüber hinaus außenpolitische Folgen haben. In China wird sie als Beleg für antichinesische Ressentiments wahrgenommen. Einige chinesische Tech-Firmen wittern bereits ihre Chance, abgewanderte Talente anzuziehen.
Dass ausgerechnet Donald Trump, selbst Absolvent einer Ivy-League-Universität, nun deren Rolle im internationalen Wissenschaftsbetrieb beschneidet, verstärkt die Polarisierung weiter – auch innerhalb der Republikanischen Partei. Während Trump Verfechter wie die republikanische Abgeordnete Elise Stefanik hinter sich weiß, formiert sich auf juristischer Ebene Widerstand. Harvard bleibt vorerst im Visier – aber auch unter juristischem Schutz.