TikTok in den USA: Schachzug oder Schnäppchen für Investoren?
Ein Preis von 14 Milliarden Dollar für TikToks Geschäft in den USA erscheint manchen Investoren fast wie ein Relikt aus der Zeit älterer Branchen wie Energie oder Lebensmittel, anstatt einem global führenden sozialen Netzwerk gerecht zu werden. Diese Einschätzung stammt von Vizepräsident JD Vance, dessen Bemerkungen ein Kontrast zu früheren Einschätzungen von rund 40 Milliarden Dollar bilden. Anlass ist der Vorschlag von Präsident Donald Trump, wonach US-Investoren die amerikanischen Geschäfte der chinesischen Mutter ByteDance übernehmen sollen.
Der vorgeschlagene Kaufpreis, den letztlich die Käufer festlegen werden, stößt bei Interessenten wie Oracle und Silver Lake auf Zustimmung. Doch ByteDance und seine bestehenden Investoren könnten die Nummer eher nicht als Scherz verstehen. Ashwin Binwani, Gründer von Alpha Binwani Capital, bezeichnete das Angebot als „am meisten unterbewerteten Tech-Kauf des Jahrzehnts“. Er schätzt, dass der vorgeschlagene Betrag nur ein Drittel des tatsächlichen Werts von TikTok darstellt.
TikToks Plattform zählt zu den beliebtesten sozialen Medien in den USA, basierend auf der täglichen Nutzung. Ihr Einfluss zeigt sich auch in der Entstehung konkurrierender Dienste wie Instagram Reels und YouTube Shorts. Besonders die algorithmischen Feinheiten machen eine Wertbestimmung komplex. Selbst konservative Schätzungen gehen von über 10 Milliarden Dollar Jahresumsatz im lukrativsten Markt des Unternehmens aus, der rund 170 Millionen aktive Nutzer umfasst.
Bei einer Bewertung von 14 Milliarden Dollar würde TikToks US-Geschäft mit einem Kurs-Umsatz-Verhältnis von etwa 1,4 bewertet – vergleichbar mit reifen, niedrig wachsenden Unternehmen wie Exxon Mobil und General Mills. Zum Vergleich: Meta Platforms, das Instagram betreibt, handelt mit dem zehnfachen Umsatzmultiple, Alphabet als Mutter von YouTube mit dem achtfachen.
Eine Übereinkunft muss innerhalb von 120 Tagen getroffen werden, wobei ByteDances Anteil auf unter 20 % sinken soll, um Sicherheitsbedenken in den USA zu beruhigen. Während Trump behauptet, Chinas Staatschef Xi habe zugestimmt, gibt es aus Peking noch keine öffentliche Bekräftigung. Die Unsicherheiten betreffen auch die künftige Führung, da keines der interessierten Unternehmen Online- oder Konsumentenexpertise mitbringt.

