TAG Immobilien verzichtet erneut auf Dividendenausschüttung für das Geschäftsjahr 2023
Der Immobilienkonzern TAG Immobilien wird für das laufende Geschäftsjahr keine Dividende an seine Aktionäre ausschütten. Dies gab Finanz- und Co-Chef Martin Thiel in einer überraschend veröffentlichten Mitteilung bekannt. Die Entscheidung sei darauf zurückzuführen, dass das Unternehmen die verbleibende Liquidität zur Entschuldung sowie zum Ausbau seines renditestarken polnischen Verkaufs- und Vermietungsportfolios nutzen möchte. Die Aktie verzeichnete in Reaktion auf die Ankündigung am Dienstag einen Verlust von über vier Prozent.
Laut Thiel ermöglicht es der Verzicht auf Dividendenzahlungen dem Unternehmen, in Anbetracht der unsicheren Marktlage eine größere Unabhängigkeit zu gewährleisten. TAG Immobilien plant, die Dividendenzahlungen wieder aufzunehmen, sobald sich die Kapital- und Transaktionsmärkte normalisiert haben. Eine Entscheidung über einen Dividendenvorschlag für das Geschäftsjahr 2024 wird frühestens Ende nächsten Jahres getroffen, abhängig von den herrschenden Marktbedingungen. Bereits im Jahr 2022 hatte das Unternehmen aufgrund steigender Marktzinsen keine Dividende ausgeschüttet.
Trotz des Dividendenverzichts profitierte TAG Immobilien in den ersten neun Monaten von einer starken Nachfrage nach Wohnraum. Die Nettokaltmiete stieg im Jahresvergleich um drei Prozent auf 261,8 Millionen Euro. Die Mieten im Deutschland-Portfolio erhöhten sich auf vergleichbarer Basis um 2,2 Prozent. Allerdings wirkten sich höhere Finanzierungskosten negativ auf das operative Ergebnis aus. Der operative Gewinn sank im Vergleich zum Vorjahr um knapp neun Prozent auf 132,6 Millionen Euro. Für das gesamte Jahr 2023 strebt das Unternehmen einen operativen Gewinn zwischen 170 und 174 Millionen Euro an.
TAG Immobilien hat in den ersten neun Monaten des Jahres sowohl in Deutschland als auch in Polen Immobilienverkäufe getätigt, um seine Schulden abzubauen. In Deutschland wurden rund 1.300 Wohnungen veräußert, während es in Polen rund 2.900 waren. Durch diese Verkäufe konnte das Unternehmen sein Ziel erreichen, ab Juli 2022 Nettoliquiditätszuflüsse von mindestens 250 Millionen Euro zu generieren, wie Co-Chefin Claudia Hoyer erklärte.
Trotz steigender Mieten verzeichnete TAG Immobilien in den ersten neun Monaten einen Verlust von fast 275 Millionen Euro. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres hatte das Unternehmen einen Gewinn von rund 335 Millionen Euro erzielt. Die Neubewertung von Immobilien aufgrund steigender Zinsen belastet auch andere Unternehmen der Branche. Deutschlands größter Wohnimmobilienkonzern Vonovia verzeichnete aufgrund geringerer Immobilienbewertungen in den ersten drei Quartalen sogar einen Milliardenverlust. Zum Jahresende wird es auch bei TAG Immobilien zu einer weiteren Neubewertung der Immobilien kommen.
Analysten bewerteten die Resultate von TAG Immobilien aufgrund des starken Geschäfts in Polen und der Immobilienverkäufe positiv. Die geplante Aussetzung der Dividende für das laufende Jahr wurde als richtige Entscheidung angesehen. Ein Analyst zeigte sich jedoch überrascht darüber, dass die Gesellschaft die erneute Dividendenaussetzung mit der Finanzierung neuer Projekte in Polen begründet. Er hatte angenommen, dass das polnische Geschäft bereits selbstfinanziert sei.
TAG Immobilien konzentriert sich mit seinem Portfolio von etwa 85.400 Immobilien in Deutschland auf B- und C-Standorte, die sich in den weiteren Einzugsgebieten der Metropolen und in mittelgroßen Städten befinden. Der Großteil der Wohnimmobilien befindet sich in Ostdeutschland, darunter Städte wie Gera, Leipzig, Chemnitz, Erfurt und das Umfeld von Berlin. (eulerpool-AFX)