Steht der Wall Street ein weiterer Zinsschritt der Federal Reserve bevor

Die Teuerung in den USA hält sich hartnäckig, daher muss die Fed bis Ende des Jahres eine schwierige Entscheidung fällen

In den USA hält sich die Teuerung weiterhin hartnäckig und sorgt für Unsicherheit bei der Entscheidungsfindung der amerikanischen Notenbank bis zum Ende des Jahres. Überraschende Inflationsdaten haben in den Vereinigten Staaten neue Zweifel an der zukünftigen Ausrichtung der US-Notenbank, der Fed, aufkommen lassen.

Viele Anleger gingen davon aus, dass der Preisdruck in der größten Volkswirtschaft der Welt weiterhin abnehmen und die Fed ihren aggressiven Zinskurs beenden würde. Doch im September ist die Inflationsrate nicht wie erwartet gesunken. Das Arbeitsministerium gab am Donnerstagnachmittag bekannt, dass die Verbraucherpreise im Vergleich zum Vorjahr um 3,7 Prozent gestiegen sind.

Ökonomen hatten hingegen mit einer Rate von 3,6 Prozent gerechnet. Ein neues Kapitel der Unwägbarkeit steht somit bevor und die wichtigsten Aktienindizes haben sich am Handelstag am Donnerstag kaum verändert. Die Renditen der zweijährigen Anleihen stiegen auf bis zu 5,086 Prozent, was darauf hinweist, dass die Märkte mit steigenden Zinsen rechnen.

Die Renditeentwicklung dieser kurzfristigen Anleihen spiegelt die Zinserwartungen der Märkte wider. Auch die Renditen von langfristigen Anleihen sind leicht angestiegen. Die Geldpolitiker sehen sich nun einer Vielzahl an widersprüchlichen Daten gegenüber, während sie am 1. November die weitere Ausrichtung beschließen müssen.

"Das wird keine einfache Entscheidung sein", meint Bernd Krampen, Analyst bei der NordLB. Die Fed hat den Leitzins in Rekordgeschwindigkeit auf die Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent angehoben, ihn jedoch bei der letzten Sitzung im September unverändert gelassen.

Zum Beispiel sendete der US-Arbeitsmarkt in der vergangenen Woche gemischte Signale aus. Im September wurden insgesamt 336.000 neue Jobs in den USA geschaffen, fast doppelt so viele wie erwartet und somit der stärkste Monat dieses Jahres.

Gleichzeitig wuchsen die durchschnittlichen Stundenlöhne geringer als erwartet an. Dies ist ein gutes Signal für die Fed, da es dämpfend auf die steigenden Preise wirkt. Auch die geopolitischen Risiken im Nahen Osten tragen zu dieser Unsicherheit bei.

"Der Krieg in Israel ist eine weitere schwerwiegende Komplikation in einer bereits sehr unübersichtlichen geopolitischen Lage", gibt Benjamin Dietrich, Anleihechef des Vermögensverwalters Lazard Asset Management, zu bedenken. Nach einem Anstieg in der ersten Wochenhälfte, hat sich der Ölpreis im Laufe der Woche etwas entspannt. Die Renditen von Anleihen, die in den vergangenen Wochen stark angestiegen waren, sind ebenfalls gesunken, da in unruhigen Zeiten Anleger sogenannte sichere Häfen wie US-Staatsanleihen bevorzugen.

Das treibt die Kurse und senkt die Renditen von Anleihen, was wiederum den Aktienmärkten in den letzten Tagen Auftrieb gegeben hat. Die Notenbanker werden die weitere Entwicklung genau beobachten. Eine interessante Beobachtung ist die Rendite für zehnjährige Staatsanleihen, die in der letzten Woche auf den höchsten Stand seit 16 Jahren gestiegen ist. Für Lorie Logan, die Chefin der regionalen Fed in Dallas, ist dies vergleichbar mit einer Zinserhöhung, da die Finanzierungskosten am Markt gestiegen sind.

Wie die Währungshüter die jüngste Entspannung bei den Renditen bewerten und wie lange diese anhalten wird, wird sich erst in den Tagen bis zur Sitzung der Fed zeigen. Die Preise für Wohnungen waren im September die Haupttreiber der Inflation und für mehr als die Hälfte des Preisanstiegs verantwortlich, wie die unabhängige Vermögensverwalterin Genevieve Roch-Decter ausführt. Die Kosten stiegen um 7,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Auch die Preise für Energie, Transport und Nahrungsmittel sind erneut gestiegen. Die Kerninflation hingegen ist weiterhin rückläufig. Im September lag sie bei 4,1 Prozent im Vergleich zu 4,3 Prozent im August. Dies ist der niedrigste Wert seit zwei Jahren.

Die Kerninflation wird um schwankungsanfällige Güter wie Energie und Lebensmittel bereinigt und ist daher ein wichtiger Indikator für den langfristigen Preistrend. Mohamed El-Erian, der unter anderem die Allianz berät, betont, dass "der letzte Kilometer bei der Inflationsbekämpfung" historisch gesehen immer der schwierigste ist. Nun sehen sich auch die Geldpolitiker unter Fed-Chef Jerome Powell mit dieser Herausforderung konfrontiert.

El-Erian sorgt sich ebenfalls davor, dass die höheren Energiepreise mit der Zeit auch in anderen Bereichen der Wirtschaft zu spüren sein werden und sich somit auch auf die Kerninflation auswirken werden, die für die Entscheidungen der Fed von besonderer Bedeutung ist.

Aus den wirtschaftlichen Prognosen der Notenbanker, die bei der letzten Sitzung im September veröffentlicht wurden, geht hervor, dass sie für dieses Jahr noch eine weitere Zinserhöhung planen. Die Anleger erwarten jedoch mehrheitlich, dass die Zinsen bei der nächsten Sitzung im November erneut unverändert bleiben werden. Die Wahrscheinlichkeit für einen Zinsanstieg liegt laut Daten der Optionsbörse CME bei unter zehn Prozent.

Die Chancen für eine Zinserhöhung im Dezember sind hingegen leicht gestiegen und liegen bei 40 Prozent. Für einen weiteren Zinsschritt spricht die Tatsache, dass die Rate noch immer deutlich über dem festgelegten Ziel von zwei Prozent liegt. Außerdem sind die Geldpolitiker sehr darauf bedacht, den Kampf gegen die hohen Preise nicht zu früh zu beenden.

"Das Schlimmste wäre eine zweite Welle der Inflation, ähnlich wie wir sie in den80er-Jahren erlebt haben", sagt Dietrich von Lazard. "Das hat die Notenbank damals zu sehr drastischen Zinserhöhungen gezwungen." Olu Sonola, Chefökonom der Ratingagentur Fitch, nennt den gestiegenen Wohnungsmarkt eine "große Überraschung".

Sie müssen in den kommenden Monaten deutlich sinken, damit die Fed ihr Ziel von zwei Prozent erreichen kann. In Deutschland ist die Inflationsrate im September auf 4,5 Prozent gesunken, nachdem sie in den beiden Vormonaten noch über sechs Prozent lag. Dies ist der niedrigste Wert seit Ausbruch des Ukrainekriegs.

Finanzen / Eulerpool Economics
[Eulerpool News] · 13.10.2023 · 14:00 Uhr
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