SPD vor personeller Neujustierung: Bärbel Bas nimmt Kurs auf Parteispitze
Die SPD steht vor einer bedeutenden personellen Umgestaltung. Arbeits- und Sozialministerin Bärbel Bas wird als Nachfolgerin von Saskia Esken an der Parteispitze neben Lars Klingbeil gehandelt. In einer Gremiensitzung schlugen die derzeitigen Vorsitzenden Esken und Klingbeil zudem Tim Klüssendorf als zukünftigen Generalsekretär vor, wie die Deutsche Presse-Agentur aus vertraulichen Kreisen der Partei erfuhr. Bas' mögliche Kandidatur wurde bereits von verschiedenen Medien beleuchtet.
Nach langwierigen Diskussionen teilte Esken mit, dass sie auf eine erneute Kandidatur verzichtet, was den Weg für die Neuausrichtung frei gemacht hat. Die endgültige Wahl der neuen Führungsspitze ist für den Bundesparteitag Ende Juni angesetzt. Es wird erwartet, dass Klingbeil erneut kandidiert, nachdem er mittlerweile als Vizekanzler und Finanzminister in der schwarz-roten Bundesregierung agiert.
Die SPD wird seit geraumer Zeit von einer Doppelspitze geleitet, und Bas' Name kursiert seit einiger Zeit als mögliche Anwärterin. Bärbel Bas, 57-jährig und ehemalige Bundestagspräsidentin, genießt wegen ihrer bisherigen politischen Laufbahn großes Ansehen. Als Tochter eines Busfahrers in Duisburg aufgewachsen, hat sie sich durch diverse berufliche Stationen und eine Tätigkeit als Betriebsrätin bis in den Bundestag hochgearbeitet, wo sie 2009 ein Direktmandat für ihren Wahlkreis errang.
Tim Klüssendorf bringt frischen Wind in die Führung der SPD, nachdem er von Esken und Klingbeil für den Generalsekretärsposten vorgeschlagen wurde. Der aufstrebende Politiker zog 2021 erstmals für Lübeck in den Bundestag ein und verteidigte sein Mandat 2025 erfolgreich.
Der parteiinterne Umgang mit Esken stieß auf Kritik. Der Bundestagsabgeordnete Ralf Stegner bezeichnete Versuche, Esken die Verantwortung für das schlechte Wahlergebnis zuzuschreiben, als unangebracht. Dennoch sprach sich Esken für den Erhalt der Doppelspitze aus, während Klingbeil ihre Leistungen hervorhob und die Zusammenarbeit würdigte.
Trotz des enttäuschenden Wahlergebnisses im Februar mit 16,4 Prozent erreichte die SPD durch die Führung von Esken und Klingbeil eine bemerkenswerte Geschlossenheit. Klingbeil schärfte seine Machtstellung und übernahm noch am Wahlabend die Fraktionsführung.