Shantae: Half Genie Hero – Ultimate Edition im Test

2002 hüpfte der kleine Dschinn Shantae das erste Mal auf dem Gameboy Colour über die Bildschirme. Der letzte Teil wurde von WayForward 2016 gepublished, kam im April allerdings als „Shantae: Half-Genie Hero: Ultimate Edition“ auf der aktuellen Konsolengeneration heraus. Wir haben uns also endlich mal an die Playstation gesetzt, um zu schauen, wie sehr das aktuellste Spiel des tanzenden Geistes dem Kult der Serie gerecht wird.

The Pirates they were meant to be!

Das Dorf der magischen Shantae wird von einem Haufen Piraten angegriffen, um wichtige Baupläne ihres Onkels zu stehlen. Mit diesen wollte er einen großen Generator bauen, der das komplette Dorf mit Energie versorgen könnte. Natürlich gelingt es eurer Heldin auch, diese Pläne zurückzuholen. Somit steht Shantae nun vor der Aufgabe, die nötigen Bauteile des Generators zu finden, um ihn zu bauen. Das alles passiert allerdings vor dem Hintergrund einer Vision, die großes Übel ankündigt. Was genau jetzt auf euch zukommt, wird sich zeigen. Allerdings ist die Geschichte relativ belanglos erzählt. Die Charaktere, auf die ihr so trefft, sind alle sehr sympathisch und die Dialoge auch bereiten Freude. Spannung wird durch die Geschichte allerdings nicht erzeugt. Sie dient vielmehr als netter Rahmen und Anlass, irgendwie von Level zu Level zu kommen. Das zeigt sich allein schon daran, dass ich kaum noch wiedergeben kann, woraus der „große Twist“ am Ende so bestand.

Trotzdem lohnt es sich, in Shantaes Dörfchen einfach mal mit allen Figuren zu sprechen. Vielleicht stoßt ihr so auf eine kleine Nebenquest oder auf einen Hinweis, wo ihr wichtige Gegenstände finden könnt. Vor allem bekommt ihr so einen der vielen charmanten Dialoge zu lesen, die gespickt sind mit harmlosem, herzlichen Humor. Ab und zu stoßt ihr dann auch auf hanebüchene Übersetzungen in der deutschen Fassung, die euer Spielerlebnis allerdings nicht schmälern, sondern ebenfalls zum Lachen einladen.

Ihr fühlt euch direkt wohl in dieser handgezeichneten Welt voller orientalischer Klänge. Optik und Musik wirken wie ein hochwertiger Cartoon, durch den ihr mit flüssigen Animationen hüpft und rennt. Shantae: Half-Genie Hero schafft es also sehr schnell, euch zu verzaubern und in seinen magischen Bann zu ziehen. Sobald ihr in die Welt eintaucht, steigt meist auch die Laune. Nur spielerisch kann dieser Eindruck auf Dauer nicht bestehen bleiben.

Shantae als Metroidvania der kleinen Sorte

Die Spiele der Shantae-Reihe waren immer schon Ableger des Metroidvania-Genres. Das bedeutet also, ihr erhaltet nach und nach mehr Fähigkeiten, die euch dann in alten Gebieten neue Wege und Geheimnisse eröffnen. Die Welt, in der ihr euch bewegt, ist dabei meist sehr offen angelegt. Das bietet einerseits Freiraum zum erkunden, andererseits verlangt es aber auch regelmäßiges Backtracking in bereits besuchte Gebiete. Was oftmals nervig wirkt, funktioniert in Spielen dieses Genres vor allem, weil ihr so automatisch bekannte Stellen in neuem Lichte seht. Diese eröffnen euch nämlich dank neuer Fähigkeiten völlig neue Herangehensweisen. Soweit, so gut. Nun entschied sich WayForward im neusten Ableger ihres aufgeweckten Dschinns dazu, den Fortschritt in einzelne, separat zu wählende Level einzuteilen. Einen fließenden Übergang gibt es nicht, ihr müsst immer wieder von eurem Dorf aus mit einem großen Vogel in eines der Level fliegen.

Das an sich ist noch kein Problem. Besucht ihr eines der sechs Level zum ersten Mal, macht es wirklich Laune, herumzuhüpfen, eure Gegner mit eurem Pferdeschwanz in die ewigen Jagdgründe zu peitschen und euch pompösen Endgegnern zu stellen. Erst, wenn ihr zum nötigen Fortschritt alte Level erneut besuchen müsst, verlieren diese ihren Reiz. Auch wenn ihr nun alle versteckten Items und Fähigkeiten suchen könnt, wirkt dieser Prozess aufgezwungen und lange nicht so organisch wie in anderen Vertretern des Genres und auch der Shantae-Reihe. Ihr seid eher gelangweilt, manche Abschnitte immer und immer wieder zu besuchen, ohne dass sich hier eine spielerische Offenbarung finden lässt.

Tänze, Magie und andere Upgrades

Dabei ist das Potential wirklich vorhanden. Ihr findet diverse Tänze, die euch in unterschiedliche Tiere verwandeln. So könnt ihr als Affe an Wänden klettern, als Elefant Steine aus dem Weg räumen oder als Palme einige Heil-Items aus eurer Krone schütteln. In einer offeneren Welt würde es sich anbieten, mit diesen Fähigkeiten auf den Wegen von Abschnitt zu Abschnitt herumzuprobieren und auf Entdeckungstour zu gehen. Der lineare Ablauf der Levelstruktur führt nun aber dazu, dass eure Besuche alter Gebiete eher wie reine Spielzeitstreckung wirken. Sie dienen vielmehr nur dem Selbstzweck, anstatt euch einen klaren Mehrwehrt zu geben. Anstatt Shantaes Fähigkeiten in den Spielablauf einzubetten, werden Situationen erwzungen, um einer Verwandlung irgendwie noch einen Nutzen zu geben.

Wollt ihr also jedes geheime Stück finden, alles erkunden, seid ihr zwar trotzdem in ungefähr 7 Stunden bei den Credits angelangt, habt aber einige zähe Momente für euch. Mehr Spaß macht es tatsächlich, wenn ihr mitnehmt, was ihr auf dem Weg so findet und einfach in einem Stück der Geschichte folgt. Da ihr jeden Bossgegner auch ohne eure Fähigkeiten besiegen könnt, macht ihr euch den Spielverlauf auch nicht wesentlich leichter, wenn ihr alle Upgrades findet. Für ein Metroidvania ist das leider ein sehr großer Minuspunkt. Wenn ein Spiel darauf ausgelegt ist, Gebiete mehrmals zu erkunden und neue Fähigkeiten freizuschalten, dürfen diese gerne auch zu mehr nützlich sein, als nur weitere geheime Ecken finden zu können. Shantae: Half Genie Hero funktioniert also eher als einfacher Platformer und weniger als eine Genrefortsetzung seiner Vorgänger.

 Fazit

Die von uns getestet Ultimate-Edition bietet immerhin noch etwas Abwechslung. In zusätzlichen Spielmodi könnt ihr als eure Widersacherin Risky Boots oder als Trio von Shantaes Komplizen spielen. So erhaltet ihr ein paar weitere Gameplay-Kniffe, die euch allerdings erneut in die bekannten und zu Tode gespielten Level bringen. Ein paar neue Örtlichkeiten hätten den Spielwert dieser Zusatzinhalte deutlich aufgewertet. So habt ihr mit Shantae ein hübsches Spielchen, das aber leider bei weitem nicht an die Qualität der Vorgänger heranreicht. Mögt ihr den kleinen Dschinn, dann greift ruhig zu und habt ein paar nette Stündchen. Wollt ihr allerdings einen guten Einstieg in eine neue Franchise finden und habt Lust auf ein gutes Metroidvania, dann empfehlen wir euch eher, einen der Vorgänger wie zum Beispiel „Pirate’s Curse“ zu spielen. Das funktioniert auf nahezu jeder Ebene nämlich weitaus besser.

Gaming
[next-gamer.de] · 13.07.2018 · 13:00 Uhr
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