Schwindende Tarifbindung erhöht Ungleichheit im deutschen Arbeitsmarkt

Deutlich längere Arbeitszeiten und geringeres Gehalt – das ist die Realität für Angestellte ohne Tarifvertrag in Deutschland. Laut einer aktuellen Studie der Hans-Böckler-Stiftung sind Beschäftigte in nicht tarifgebundenen Unternehmen stark benachteiligt: Sie arbeiten wöchentlich durchschnittlich fast eine Stunde mehr und verdienen gleichzeitig zehn Prozent weniger als ihre Kollegen mit Tarifbindung. Dies führt zu einer zusätzlichen Arbeitswoche pro Jahr und einem beträchtlichen Minus beim Einkommen.

Doch es gibt auch positive Nachrichten: Der erhöhte gesetzliche Mindestlohn mildert die Einkommensunterschiede. Besonders Niedrigverdiener profitieren von der Anhebung auf 12 Euro pro Stunde, wie das Statistische Bundesamt ausführt. Die Kluft zwischen den Gehältern der Top-Verdiener und denen am unteren Ende der Skala hat sich demnach verringert.

Die Ergebnisse verdeutlichen eine Dynamik, die insbesondere Geringverdiener begünstigt. Während die Löhne am oberen Ende der Skala im untersuchten Zeitraum lediglich um 1,9 Prozent stiegen, legten die Gehälter der Geringverdiener um ganze 12,4 Prozent zu. Somit hat der gestiegene Mindestlohn maßgeblich zur Verringerung der Lohnungleichheit beigetragen.

Dennoch warnen Experten wie Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung vor den Schattenseiten: Der Anstieg der niedrig qualifizierten Erwerbslosen bedeute eine Herausforderung, insbesondere in einer Zeit des Umbruchs, in der Ausbildung und Qualifikation unerlässlich sind.

Immer weniger Beschäftigte genießen die Vorteile von Tarifverträgen. Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut der Böckler-Stiftung zeigt auf, dass die Tarifbindung national zurückgeht und nur noch bei 49 Prozent liegt, verglichen mit 68 Prozent im Jahr 2000. Besonders in Ostdeutschland wird an den Gehältern gespart, während im Westen eher die Arbeitszeiten divergieren.

Forschungsergebnisse, basierend auf Befragungen von rund 15.000 Betrieben, zeigen auch, dass unter einem Viertel dieser Betriebe noch an Tarifverträge gebunden ist. Angesichts dieser Entwicklung fordern Experten gezielte politische Maßnahmen, um mehr Unternehmen für eine Tarifbindung zu gewinnen und die Vorteile flexibler Arbeitszeiten an tarifliche Regelungen zu knüpfen. Damit könnten mehr Beschäftigte von geregelten Bedingungen und besserer Bezahlung profitieren. (eulerpool-AFX)

Finanzen / Economics
[Eulerpool News] · 29.04.2024 · 17:29 Uhr
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