Schwieriges Terrain für Handwerkssektor - Kein Konjunkturaufschwung in Sicht
Trotz optimistischer Töne aus der Bundesregierung scheint für den deutschen Handwerkssektor keine Verbesserung der konjunkturellen Lage in Sicht. Jörg Dittrich, der Vorsitzende des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, zeigte sich im Gespräch mit der Presse ernüchtert über die derzeitigen Aussichten und forderte von der Politik Maßnahmen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. Eine aktuelle Umfrage zur Wirtschaftslage zeigt, dass die Stimmung im Handwerk zu Beginn des Jahres 2024 getrübt ist, mit einer deutlichen Mehrheit der Betriebe, die von einer nur befriedigenden bis schlechten Geschäftssituation berichten. Besonders die Baukonjunktur krankt an einer geringen Nachfrage im Wohnungsbau sowie an Verzögerungen im Bereich der Energie- und Klimatransformation. Zulieferer für die Industrie spüren ebenfalls die Auswirkungen schwacher Exportzahlen. Dennoch gibt es auch positive Signale: Der konsumnahe Bereich des Handwerks scheint von einem wiedererstarkten Konsumverhalten zu profitieren. Allerdings ist der Anteil jener Branchen am Gesamthandwerk geringer, sodass insgesamt von einem Rückgang der realen Umsätze für das Gesamtjahr ausgegangen wird. Dittrich äußerte sich kritisch über Äußerungen von Bundeskanzler Olaf Scholz, der vor Schwarzmalerei warnte, und betonte, dass die schwierige Lage des Handwerks sich in realen Geschäftseinbußen und Beschäftigungsrückgängen niederschlage. Er forderte ein entschlossenes Wachstumspaket, das auf den Mittelstand fokussiert ist und Bildung sowie wettbewerbsstärkende Maßnahmen in den Vordergrund stellt. Das Handwerk sieht sich durch hohe Steuer- und Abgabenlast sowie eine erdrückende Bürokratie benachteiligt, die Inhaber kleiner Betriebe besonders stark belaste. Dittrich verweist auf die disproportionale Belastung durch Vorschriften und Dokumentationspflichten, die oft ohne Unterstützung durch entsprechende Abteilungen gemeistert werden müssen. Innerhalb der Bundesregierung dürften die Verhandlungen über den Haushaltsplan 2025 kompliziert werden, da finanzielle Engpässe und politische Differenzen bezüglich möglicher Entlastungspakete und der Schuldenbremse eine Einigung erschweren. Die jüngsten Anpassungen der Wachstumserwartungen durch Wirtschaftsminister Robert Habeck werden vom Handwerkssektor somit vorsichtig bewertet. (eulerpool-AFX)