Sachverständige: Integration besser als ihr Ruf
Große Herausforderungen gebe es aber vor allem im Bildungsbereich und auf dem Arbeitsmarkt. Dieses Fazit zog der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration aus seiner ersten Studie zu dem Thema, die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde.
Der Vorsitzende des Gremiums, Klaus Bade, sagte: «Integration in Deutschland ist, trotz einiger Problemzonen, gesellschaftlich und politisch ein Erfolgsfall. Sie ist im internationalen Vergleich viel besser als ihr Ruf im Land.» Zwar sei die Arbeitslosigkeit bei Zuwanderern und ihren Kindern in Deutschland etwa anderthalbmal so hoch wie in der übrigen Bevölkerung. In anderen europäischen Einwanderungsländern wie Schweden oder den Niederlanden sei dieses Risiko aber etwa dreimal so hoch.
Insgesamt widerspreche die Studie dem Schreckbild einer gescheiterten Integration, das oft in der Öffentlichkeit gezeichnet werde. Der Sachverständigenrat stützt seine Einschätzung auf eine repräsentative Studie: Dazu wurden im Herbst rund 5600 Menschen mit und ohne Migrationshintergrund aus dem Rhein-Main-Gebiet, Stuttgart und der Region Rhein-Ruhr telefonisch befragt. Der Rat wurde 2008 von acht führenden Stiftungen gegründet. Er berät die Politik.
Der Sachverständigenrat prangerte aber auch Missstände an: So könne von gleichen Bildungs- und Lebenschancen der Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund nach wie vor keine Rede sein. In Deutschland kämen weniger junge Menschen auf den Arbeitsmarkt und der Fachkräftemangel verschärfe sich - daher brauche das Land Zuwanderer. Deutschland müsse «attraktiver werden für Qualifizierte, die erwägen abzuwandern, und solche, die zögern zuzuwandern», sagte Bade.
Die Studie fragte unter anderem nach dem Vertrauen zueinander. Das Ergebnis: Von den befragten Zuwanderern vertrauten fast zwei Drittel Menschen ohne Migrationshintergrund «voll und ganz» oder «eher». Mit einem «Integrationsbarometer» erfassten die Forscher die Erfahrungen und Einstellung für verschiedene Bereiche der Integration wie Arbeitsmarkt. Auf einer Skala von 0 (sehr schlecht) bis 4 (sehr gut) ordneten sich die Zuwanderer im Durchschnitt bei 2,93 ein. Für die übrige Bevölkerung ergab sich ein Mittelwert von 2,77.
Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), sagte: «Wir müssen dringend die Startchancen von Jugendlichen aus Zuwanderfamilien verbessern.» So müssten junge Migranten in den Schulen gezielter gefördert werden. Hier seien die Länder gefordert. Grünen-Parteichef Cem Özdemir verlangte mehr Geld für die Bildung der Migrantenkinder.