Russland setzt Luftangriffe auf die Ukraine fort - Gefangene beider Seiten kehren heim
In der ostukrainischen Großstadt Charkiw wurde am späten Mittwochabend erneut Luftalarm ausgelöst. Nach Angaben des Leiters der regionalen Militärverwaltung, Oleh Synjehubow, schlugen die Besatzer zu. Es ist nicht bekannt, ob es Schäden oder Verletzte gab. Parallel zu den nächtlichen Luftangriffen flogen russische Kampfdrohnen über der Ukraine und bedrohten Gebiete im Süden und Westen des Landes.
Trotz der anhaltenden Angriffe gab es auch positive Ereignisse zu verzeichnen. Nach einer mehrmonatigen Pause tauschten Russland und die Ukraine wieder Gefangene aus. Insgesamt kehrten 230 ukrainische Männer und Frauen aus russischer Gefangenschaft zurück, während 248 russische Gefangene in ihre Heimat entlassen wurden. Der ukrainische Koordinierungsstab bezeichnete den Austausch als den größten seit dem russischen Einmarsch vor über 22 Monaten. Unter den Heimkehrern waren auch Verteidiger der Hafenstadt Mariupol und der Schlangeninsel.
Währenddessen gehen die Gefechte an der Front im Osten und Süden des Landes weiter, wenn auch aufgrund einer heraufziehenden Kaltfront weniger intensiv. Der ukrainische Generalstab meldete für Mittwochabend 47 russische Angriffsversuche. Es ist der 680. Tag seit Beginn der großangelegten russischen Invasion in die Ukraine.
Im Hinblick auf die Energieversorgung gibt es jedoch positive Nachrichten. Der ukrainische Energieversorger Ukrenerho geht nicht davon aus, dass es zu einem Zusammenbruch des Stromnetzes kommen wird. Eine zeitweise Unterbrechung könne zwar auftreten, aber einen Zusammenbruch werde es nicht geben, so Ukrenerho-Chef Wolodymyr Kudryzkyj. Dennoch riet er den Ukrainern, sparsam mit Strom umzugehen. Im vergangenen Winter hatte Russland versucht, die Energieinfrastruktur der Ukraine zu zerstören, aber das System hielt stand. Aktuell zielen die Angriffe vor allem auf ukrainische Rüstungsbetriebe ab.
Zudem wurde am besetzten ukrainischen Kernkraftwerk Saporischschja das Notstromsystem verbessert, um ein mögliches Atomunglück zu verhindern. Auf Drängen der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) haben die russischen Betreiber des Atomkraftwerks ein System eingeführt, das bei einem Stromausfall automatisch eine Reserve-Stromleitung anschließt. Dadurch soll die Kühlung der Reaktoren dauerhaft gesichert werden. In der Vergangenheit kam es bereits mehrmals zu vorübergehenden Stromausfällen in dem besetzten AKW.
Für den morgigen Donnerstag rechnet das ukrainische Militär weiterhin mit russischen Angriffen an der Front im Osten und Süden des Landes. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei der Stadt Awdijiwka, die nahe der von Russland kontrollierten Großstadt Donezk liegt. (eulerpool-AFX)