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Revolut und das Versprechen der radikalen Bank

22. Mai 2025, 09:00 Uhr · Quelle: InvestmentWeek
Revolut und das Versprechen der radikalen Bank
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Trotz EZB-Aufsicht musste Revolut in Litauen ein Rekordbußgeld von 3,5 Millionen Euro zahlen – wegen Mängeln bei der Transaktionsüberwachung.
Europas wertvollstes Fintech wächst rasant, verdient Geld – und zieht erstmals regulatorisch gleich mit etablierten Banken. Doch hinter dem Hochglanz-Marketing bleibt vieles brüchig.

Alles – überall – sofort

Es gibt Fintechs, die von sich behaupten, die Bank der Zukunft zu sein. Und es gibt Revolut – ein Unternehmen, das diesen Anspruch einfach durchzieht. In nur zehn Jahren hat sich die britische Digitalbank vom Anbieter einer Prepaid-Karte zu einem All-in-One-Finanzkonzern entwickelt.

Wertpapierhandel, Krypto, Tagesgeld, Business-Konten, Versicherungen, sogar ein Mobilfunktarif – alles aus einer App. Die Vision: Kunden sollen nicht mehr zur Bank gehen, sie sollen Revolut benutzen. Und zwar für alles.

45 Milliarden Dollar und kein Börsengang

Während andere Techfirmen hektisch an die Börse streben, bleibt Revolut gelassen. Der letzte Sekundärverkauf bewertete das Unternehmen mit 45 Milliarden US-Dollar – mehr als die Deutsche Bank.

An der Spitze: Nikolay Storonsky, gebürtiger Russe, Ex-Lehman-Trader, mittlerweile britischer Staatsbürger und Aushängeschild einer neuen Unternehmergeneration, die lieber Ergebnisse liefert als Hochglanzpräsentationen.

Doch auch er weiß: Mit schierer Expansion allein lässt sich kein Vertrauen aufbauen – schon gar nicht im regulierten Bankensektor. Genau dort betritt Revolut jetzt die nächste Stufe.

Revolut bietet fast alle Finanzprodukte aus einer Hand – doch Betrugsfälle und schleppende Erstattungen in Großbritannien belasten das Vertrauen.

Die erste Digitalbank unter EZB-Aufsicht

Seit Anfang 2024 wird Revolut direkt von der Europäischen Zentralbank beaufsichtigt – ein Meilenstein, aber auch eine Hypothek. Denn die Aufseher sehen genauer hin, als es dem selbstbewussten Fintech manchmal lieb sein dürfte.

Besonders in Litauen, wo Revolut seine Europazentrale betreibt, hat das Unternehmen regelmäßig mit Kritik zu kämpfen. Erst kürzlich verhängte die dortige Finanzaufsicht ein Rekordbußgeld von 3,5 Millionen Euro – wegen Mängeln bei der Überwachung verdächtiger Transaktionen.

Zu schnell für die Kontrolle?

Revolut wächst schneller, als viele Kontrollmechanismen hinterherkommen. Der Wechsel vom Tech-Startup zur systemrelevanten Bank bringt nicht nur neue Verantwortung – sondern auch neue Schwachstellen.

Betrugsfälle in Großbritannien, schleppende Reaktionen im Kundenservice, offene Fragen bei der Geldwäscheprävention: All das kratzt am Image.

Die offiziellen Stellungnahmen klingen wie aus dem Handbuch: Prozesse verbessert, Strukturen gestärkt, Compliance ausgebaut. Doch bleibt die Frage: Wie robust ist ein System, das auf ständiger Produktneuerfindung beruht?

Von Candy Crush zur Konto-Offensive

Um die Marke zu verbreiten, setzt Revolut auf Tech-DNA und Popkultur. Marketingchef Antoine Le Nel arbeitete zuvor bei „Candy Crush“-Entwickler King, Mario Götze ist das deutsche Gesicht der App. 500 Millionen Euro fließen allein in Werbung. Es geht längst nicht mehr nur um Nutzer – es geht um Marktbeherrschung.

Und tatsächlich: In Märkten wie Rumänien, Polen oder Irland ist Revolut längst Mainstream. In Deutschland dagegen bleibt der Aufstieg zäh.

Nur etwa zwei Millionen Kunden, intensive Konkurrenz, träge Wechselbereitschaft. Der hiesige Markt sei „ungewöhnlich widerstandsfähig“, sagt Deutschlandchef Wiktor Stoppa. Ein Euphemismus für: Die etablierten Banken halten sich noch erstaunlich gut.

Die Schattenseite der Expansion

Mit dem Eintritt in immer neue Geschäftsfelder steigt auch das Risiko: Immobilienfinanzierung steht auf der Roadmap, eigene Geldautomaten in Spanien, globale Expansion nach Indien und Mexiko.

Obwohl Revolut in 2024 stark expandierte, bleibt die Profitabilität abhängig vom volatilen Kryptohandel – und der Gunst internationaler Aufsichtsbehörden.

Für ein Unternehmen, das immer noch in weiten Teilen wie ein Startup funktioniert, ist das ein ambitioniertes – vielleicht zu ambitioniertes – Unterfangen.

Denn wer auf allen Hochzeiten tanzt, verliert leicht den Takt. Die entscheidende Frage lautet nicht, was Revolut alles kann. Sondern: Was davon funktioniert auch stabil, sicher – und regulatorisch einwandfrei?

David gegen Goliath – oder längst selbst ein Goliath?

Revolut wird oft noch als Angreifer wahrgenommen – dabei ist es längst selbst Marktführer in vielen Segmenten. Während Konkurrenten wie N26 durch regulatorische Eingriffe ausgebremst wurden, nutzte Revolut die Lücke – nicht immer mit der nötigen Sorgfalt, wie die Vorwürfe aus Litauen und Großbritannien zeigen.

Doch die Kunden bleiben – und werden mehr. Das liegt an der Benutzerfreundlichkeit, am Preismodell, an der Innovationsgeschwindigkeit. Aber auch daran, dass klassische Banken noch immer mit träger IT, Gebührenmodellen und mangelhafter Digitalisierung kämpfen. Revolut füllt genau diese Lücke – solange niemand ernsthaft die Bilanz hinterfragt.

Das System Revolut

Revolut steht exemplarisch für eine neue Art von Bank: global, technologiegetrieben, agil. Es verkörpert die Sehnsucht nach Einfachheit – und trifft einen Nerv. Doch wie bei jeder radikalen Innovation gilt: Je höher die Fallhöhe, desto schmerzhafter das Scheitern.

Revolut ist nicht nur Europas wertvollstes Fintech – es ist ein Systemversuch. Ob daraus eine tragfähige Bank für Millionen wird, entscheidet sich nicht im App-Store, sondern bei der nächsten Prüfung durch die Aufsicht.

Fintech
[InvestmentWeek] · 22.05.2025 · 09:00 Uhr
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