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Quantencomputer im Hype: Revolution oder riskante Spekulation?

19. Dezember 2024, 13:00 Uhr · Quelle: InvestmentWeek
Nach Alphabets Spezialchip-Durchbruch ziehen Quantencomputing-Aktien an. Experten warnen jedoch vor einer neuen Blase und technischen Risiken.

Der Börsenmarkt hat einen neuen Hoffnungsträger: Quantencomputer. Seit Alphabet vergangene Woche mit seinem Spezialchip „Willow“ für Aufsehen sorgte, erleben Aktien aus dem Quantencomputing-Sektor einen wahren Höhenflug.

Der Begriff der „Quantenüberlegenheit“ steht wieder im Raum – und mit ihm die Aussicht auf eine technologische Revolution. Doch wie nachhaltig ist der neue Optimismus wirklich?

Der Hype um Willow: Was steckt dahinter?

Quantencomputer sind für die Finanzmärkte so etwas wie der Heilige Gral der Technologie: Sie könnten Berechnungen durchführen, die für heutige Supercomputer schlicht unmöglich sind.

Besonders im Bereich Datenverschlüsselung, Materialforschung oder maschinellem Lernen bietet die Technologie gigantisches Potenzial.

Mit „Willow“ hat Alphabet laut eigener Aussage einen Spezialchip entwickelt, der die sogenannte Quantenüberlegenheit ein Stück näher rücken lässt – ein Punkt, an dem Quantencomputer herkömmlichen Rechnern in Geschwindigkeit und Kapazität weit überlegen sind.

Die Nachricht ließ Alphabet-Aktien in der vergangenen Woche um neun Prozent steigen. Gleichzeitig beflügelte sie die Kurse kleinerer Quantenunternehmen. Besonders auffällig: Rigetti Computing. Die Aktie des kalifornischen Unternehmens legte in wenigen Tagen um 40 Prozent zu – und das nach einem Kursplus von 760 Prozent seit Jahresbeginn.

Die enorme Rechenleistung könnte bestehende Verschlüsselungssysteme bedrohen – Bitcoin und Banken sind besonders anfällig.

Die Euphorie der Anleger – und ihre Tücken

Während Anleger auf die goldene Zukunft der Quantencomputer spekulieren, mahnen Experten zu Vorsicht. Paul Meeks, Investmentchef bei Harvest Portfolio Management, weist auf das grundlegende Problem hin: Die derzeitigen Quantencomputer sind weder ausgereift noch praxistauglich.

„Die Technologie steckt noch in den Kinderschuhen. Mehr Recheneinheiten, sogenannte Qubits, erhöhen bislang die Fehlerquote“, warnt Meeks.

Praktische Anwendungen, die tatsächlich einen Mehrwert liefern, seien noch Jahre entfernt. Auch ein Blick auf die Zahlen des Börsenlieblings Rigetti zeigt die Diskrepanz zwischen Potenzial und Realität. Das Unternehmen erwartet für 2024 einen Umsatz von gerade einmal 16,2 Millionen Dollar – eine marginale Summe für ein Unternehmen, das an der Börse mit 1,8 Milliarden Dollar bewertet wird.

Wir berichteten bereits:

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Die Macht der Shortseller: Eine Blase im Entstehen?

Der aktuelle Hype erinnert an ähnliche Phänomene aus der Vergangenheit. Biotech-Aktien oder der frühere KI-Boom zeigten: Sobald Erwartungen nicht erfüllt werden, folgt der Absturz – befeuert durch Shortseller, die auf fallende Kurse setzen.

„Wenn Aktien wie Rigetti zu stark überbewertet werden, sind sie ein gefundenes Fressen für Spekulanten“, warnt Meeks. Gerade kleinere Quantenfirmen könnten schnell in den Fokus von Hedgefonds geraten, die auf Kurskorrekturen wetten.

Alphabet & Co: Die sicherere Alternative?

Für risikoaverse Anleger könnten große Technologiekonzerne wie Alphabet die bessere Wahl sein. Sie verfügen nicht nur über die Mittel, um Quantenforschung voranzutreiben, sondern auch über andere, lukrative Geschäftsbereiche. Alphabet verdient Milliarden mit Werbung, Cloud-Diensten und KI-Anwendungen – Quantencomputing ist hier ein spannender Zusatz, aber kein Alleinstellungsmerkmal.

Neben Alphabet gehören auch D-Wave Systems aus Kanada und IonQ aus den USA zu den vielversprechenden Namen der Branche. Beide sind Teil des Quantum-ETF mit dem Ticker QTUM, der Anlegern eine breitere Streuung in die neue Technologie ermöglicht.

Langfristiges Risiko: Die Gefahr für Kryptografie

Ein weiteres langfristiges Risiko der Quantenrevolution betrifft die Sicherheit bestehender Verschlüsselungssysteme. Quantencomputer könnten Passwörter und andere kryptografische Verfahren, auf denen beispielsweise Bitcoin und andere Kryptowährungen basieren, knacken.

„Post-Quanten-Kryptografie“ – die Entwicklung neuer, quantensicherer Verschlüsselung – gilt bereits jetzt als Schlüsseltechnologie für Banken, Regierungen und die Kryptoindustrie. Experten warnen, dass die Branche noch nicht ausreichend vorbereitet ist. Ein Quanten-Durchbruch könnte die Kryptomärkte deshalb ins Chaos stürzen.

Technologie
[InvestmentWeek] · 19.12.2024 · 13:00 Uhr
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