Proiranische Milizen im Irak: Zwischen politischen Ambitionen und Kriegsgefahr
Im Nahen Osten brodelt es, doch die proiranischen Milizen im Irak üben sich in strategischer Zurückhaltung. Trotz einer verschärften Lage rund um den Iran-Konflikt äußern Sicherheitsanalysten Zweifel an einer baldigen Einmischung dieser Gruppen in kriegerische Auseinandersetzungen. Die Irakerin Luluwa al-Raschid, eine angesehene Kennerin der Region, weist darauf hin, dass diese Milizen zwar rhetorisch gegen die USA und Israel auftreten, jedoch keineswegs bereit sind, ihr Land erneut in einen verheerenden Krieg zu stürzen.
Iraks jüngste Geschichte ist von Leid und Zerstörung geprägt. Die Milizen sind sich dieser traumatischen Vergangenheit bewusst und scheinen ihre Prioritäten eher auf politischen Einfluss als auf die Eskalation von Gewalt zu richten. Demnach zögern sie, obwohl es weiterhin Anspannung nach den US-Angriffen auf iranische Atomanlagen gibt. Analysten befürchten Angriffe auf US-Stützpunkte, gesteuert von Teheran, wobei proiranische Kräfte aus dem Irak mobilisiert werden könnten.
Das Beispiel der libanesischen Hisbollah, die durch ihre Stellvertreterkriege im Nahen Osten deutlich geschwächt wurde, wirkt hierbei als warnendes Vorbild. Nach der militärischen Niederlage der Hisbollah, inklusive des Verlusts ihres Anführers, zeigt sich, wie riskant eine derartige Konfrontation sein kann. Ein ähnliches Schicksal schreckt die irakischen Milizen ab, denn trotz großer Macht wollen sie ihren politischen Einfluss nicht aufs Spiel setzen.
Die politische Landschaft im Irak, insbesondere unter Premierminister Mohammed al-Sudani, bietet diesen Milizen eine Plattform, um in öffentlichen Ämtern Fuß zu fassen. Angesichts solcher Möglichkeiten besteht wenig Interesse daran, durch militärische Abenteuer ihre neu errungene Macht aufs Spiel zu setzen. Jedoch könnte sich das Blatt wenden, sollte aus Teheran ein dringender Aufruf zur Unterstützung kommen oder gar Irans Ajatollah Ali Chamenei unerwartet sterben, was neue Dynamiken entfesseln könnte.
Die Situation bleibt fragil, mit unzähligen Milizen, überwiegend Schiiten, die im Verbund der Volksmobilisierungskräfte eng mit dem Iran verzahnt sind. Der Abzug der US-Truppen steht ebenfalls im Raum, denn diese sehen die rund 2500 amerikanischen Soldaten als Besatzer an. Die Entwicklungen im Irak verlaufen entlang eines schmalen Grats zwischen Aggression und Diplomatie.