Probleme durch Vulkanasche aus Island werden größer
Brüssel/Reykjavik (dpa) - Der Ausbruch des isländischen Vulkans Grímsvötn schürt sie Sorge vor ernsten Behinderungen im europäischen Flugverkehr. Die ersten prominenten Opfer der neuen Aschewolke wurden am Montag US-Präsident Barack Obama und seine Frau Michelle.
Sie mussten nach Angaben des Weißen Hauses vorzeitig von Irland nach London abreisen. Zwar befürchten die europäischen Behörden kein Flugchaos wie bei der Aschewolke des Jahres 2010. Dennoch strich eine schottische Fluggesellschaft schon Flüge.
Die Gesellschaft Loganair teilte am Montag mit, es seien 36 Flüge für Dienstagmorgen abgesagt worden. Zuvor hatte es vor allem in Island selbst Probleme gegeben. Aber auch aus Norwegen waren einzelne Streichungen bekanntgeworden.
Der britische Verkehrsminister Philip Hammond sagte, es seien weitere Einschränkungen in den kommenden Tagen zu befürchten. Allerdings sei Großbritannien darauf wesentlich besser vorbereitet als vor einem Jahr, als die Asche des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull zu massiven Flug-Ausfällen in Europa führte.
Nach Angaben der Europäischen Flugsicherheitsbehörde Eurocontrol dürfte die Aschewolke am Dienstag im Norden Schottlands ankommen. «Wenn der Vulkanausstoß mit der gleichen Intensität weitergeht, könnte die Wolke den Westen Frankreichs und den Norden Spaniens am Donnerstag erreichen», hieß es in der Mitteilung. Am Montag und Dienstag sei aber nicht mit Sperrungen des Luftraums zu rechnen.
EU-Verkehrskommissar Siim Kallas sprach dennoch von einer «Woche voller Herausforderungen, die den Flugpassagieren bevorstehen könnte». Wegen des besseren Krisenmanagements sei aber nicht mit weiträumigen Schließungen des europäischen Luftraums zu rechnen. Denn der Vulkan Grímsvötn spuckte auch am Montag weiter Asche.
Professor Ulrich Schumann vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln sagte: «Wenn der Vulkan Mitte der Woche noch aktiv ist, könnte es die Asche nach Europa tragen und so zu einer größeren Beeinträchtigung des Luftverkehrs am Wochenende kommen. Aber das weiß eben noch keiner. Es kann auch sein, dass die Partikel doch schon vorher runterfallen.»
Die EU-Kommission schränkte ein, es gebe wesentliche Unterschiede zu 2010. «Es weht weniger Wind, die Aschepartikel sind dicker und fallen schneller zu Boden, und wir haben ein besseres Krisenmanagement», sagte eine Sprecherin von EU-Kommissar Kallas. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) rechnet ebenfalls vorerst nicht mit massiven Beeinträchtigungen im Flugverkehr.
Jeder Staat entscheidet selbst darüber, ob er seinen Luftraum schließt - die EU-Luftsicherheitsexperten geben nur Empfehlungen ab. Das europäische Krisenzentrum EACCC empfahl den Staaten am Montag, die Airlines selbst entscheiden zu lassen, ob sie in Gebieten mit Ascheteilchen fliegen wollen oder nicht.
Teile des Luftraums über Grönland wurden gesperrt, so dass Flüge nach Dänemark ausfielen. In Norwegen wurden Ambulanz-Flüge vom Festland nach Spitzbergen ausgesetzt.
Island selbst öffnete am Montagabend bereits zwei seiner internationalen Flughäfen, Akureyri und Egilsstadir, wieder. Der Airport in der Hauptstadt Reykjavik sollte folgen, sagte ein Sprecher der isländischen Luftsicherheitsbehörde Isavia.
Vor 14 Monaten hatte der Eyjafjallajökull mit seiner Asche wochenlang Teile des internationalen Flugverkehrs gestoppt. 100 000 Flüge fielen laut EU-Behörde in Europa aus, mehr als 10 Millionen Passagiere konnten nicht reisen.
Damals fehlten Grenzwerte für die Aschekonzentrationen in der Atmosphäre. Inzwischen wurden dafür drei Zonen festgelegt - und das Fliegen in Arealen mit geringer Konzentration ist erlaubt. Allerdings beklagen Fluggesellschaften, dass es nach wie vor keinen einheitlichen, absoluten Grenzwert gibt, bei dem alle Flugzeuge am Boden bleiben müssen.
Der Grímsvötn war am Samstag ausgebrochen. Der Vulkan schleuderte seine Asche teilweise mehr als 20 Kilometer hoch in die Luft. «Der Ausbruch geht weiter», sagte der Geophysiker Einar Kjartansson vom Meteorologischen Institut Island. Die Aschesäule über dem Vulkan habe inzwischen eine Höhe von schätzungsweise 10 Kilometern.
Der Grímsvötn war zuletzt 2004 ausgebrochen. Er liegt unter dem größten Gletscher Islands, dem Vatnajökull.