Potsdamer Klimaforscher begrüßt G8-Klimaziel
Wichtig sei vor allem, dass die Energieversorgung bis 2050 weitestgehend weg von Kohle, Öl und Gas kommen soll, sagte der Forscher im Interview «Fünf Fragen, fünf Antworten» der Deutschen Presse-Agentur dpa.
Reicht das Ziel der G8, ihren Treibhausgasausstoß bis 2050 um 80 Prozent zu verringern?
Rahmstorf: «In dem Beschluss wird eine Minderung von mindestens 80 Prozent genannt. Damit erkennen die G8-Staaten an, dass auch mehr notwendig werden könnte. Derzeit ist aber nicht so wichtig, ob für 2050 nun 80 Prozent oder 90 Prozent genannt werden, denn das Signal ist das gleiche: Wir werden bis 2050 unsere Wirtschaft weitestgehend dekarbonisieren müssen, das heißt von Kohlenstoffemissionen unabhängig machen.»
Ist der Beschluss ein großer Fortschritt oder nur ein kleiner weiterer Schritt auf dem G8-Weg zum Klimaschutz?
Rahmstorf: «Der entscheidende Fortschritt ist ja, dass die G8 sich erstmals zu dem Ziel bekannt haben, die globale Erwärmung bei maximal zwei Grad zu stoppen. Eine solche Temperaturgrenze wird seit 1995 diskutiert, und sie ist sinnvoll, denn es geht ja primär um die Vermeidung eines gefährlichen Klimawandels. Diese Temperaturleitplanke in globale Emissionen zu übersetzen ist eine Aufgabe für die Naturwissenschaft, hier sind ja vom Potsdam-Institut schon detaillierte Rechnungen publiziert worden. Diesen begrenzten Kuchen an noch erlaubten Emissionen dann unter den einzelnen Staaten aufzuteilen ist politische Verhandlungssache - darum wird es in Kopenhagen gehen.»
Was bedeuten die Beschlüsse für die Klimakonferenz in Kopenhagen?
Rahmstorf: «Diese Beschlüsse sind ein sehr positives Signal - vor allem dann, wenn sich jetzt auch noch weitere wichtige Länder wie Indien und China anschließen. Dass man sich in der Zielsetzung einig ist, ist ja die Voraussetzung dafür, konkrete Ziele für Emissionsminderungen festzulegen.»
Sind nicht kurzfristige Ziele viel wichtiger?
Rahmstorf: «Beides ist wichtig - auch kurzfristige Ziele sind unverzichtbar, sonst machen Politiker Zusagen, deren Einhaltung sie einfach auf die lange Bank schieben könnten. Wir haben aber keine Zeit mehr zu verlieren. Die globale Emissionswende muss vor 2020 kommen, sonst wird die Begrenzung der Erwärmung auf zwei Grad kaum noch gelingen können.»
Wie wichtig sind jetzt weitere Staaten insbesondere China und Indien?
Rahmstorf: «Auch die Schwellen- und Entwicklungsländer sind sehr wichtig, denn wenn man sich das verbleibende Emissionsbudget ansieht, dass mit der Zwei-Grad-Grenze vereinbar ist, müssen auch sie rasch auf einen «low carbon» Entwicklungspfad einschwenken - auch diese Länder können nicht einfach so weitermachen, als gäbe es keinen Klimawandel, obwohl ihre pro-Kopf-Emissionen viel kleiner als unsere sind.»
Interview: Simone Humml, dpa