Porträt: Ulla Schmidt - gewieft, charmant, knallhart
Zumindest, bis die Vorwürfe im Zusammenhang mit der Dienstwagennutzung an ihrem Urlaubsort in Spanien geklärt sind. Damit lässt sich die gewiefte SPD-Politikerin ein Hintertürchen offen, nach der Wahl im September bei Regierungsbeteiligung der SPD weiter die Verantwortung für das Gesundheitsressort zu tragen, die sie seit Januar 2001 trägt.
Ihr rheinischer Tonfall, ihr manchmal strahlendes Lächeln, ihre Mischung aus belehrenden Ausführungen, lebensnahen Schilderungen und ironischen Wendungen können blitzschnell einer anderen, harten Schmidt weichen. Seit ihrem Amtsantritt hat die gebürtige Aachenerin so alle Proteste von Ärzten und Klinikmitarbeitern, von Kassen und politischen Gegnern ebenso unbeschadet überstanden wie teils äußerst schlechte Popularitätswerte.
Politisch ist die 60-Jährige in der SPD fest verankert. Am 27. September will sie in ihrem Wahlkreis Aachen erneut das Direktmandat für den Bundestag erringen.
Selbst in einem Frauenhaushalt aufgewachsen, lernte Schmidt als allein erziehende Mutter einer Tochter und als Lehrerin für Lernbehinderte sich durchzuboxen. Sie wurde Stadträtin in Aachen, Bundestagsabgeordnete, rot-grüne Rentenreformerin und setzte als Ministerin mit kommunistischer Vergangenheit zahlreiche Reformen und Sparrunden im Gesundheitswesen durch - zuletzt den Anfang 2009 gestarteten Gesundheitsfonds.