Porträt: Sigmar Gabriel hat SPD wieder aufgerichtet

Berlin (dpa) - Nach dem Absturz bei der Bundestagswahl 2009 habe er am «Schlafwagen mancher Selbstgewissheiten» rütteln müssen, sagte Sigmar Gabriel jüngst in einem Interview.

Der 52-Jährige kann für sich in Anspruch nehmen, die SPD nach dem historisch schlechten Ergebnis von 23 Prozent wieder aufgerichtet zu haben. Erstaunlich geeint wirkt sie derzeit - das kann schon wieder ganz anders sein, wenn die Kanzlerkandidatenfrage in etwa einem Jahr entschieden wird.

«Ich weiß, ich bin gelegentlich auch anstrengend», sagte Gabriel in seiner Rede beim Berliner Bundesparteitag. Aber er wolle ja auch etwas verändern. Tagelang feilte der für seine scharfe Rhetorik und den Wortwitz gefürchtete Vorsitzende an seiner Parteitagsrede. Ihm wird ein starkes Ego nachgesagt, daher sollte man ihn in der K-Frage nicht vorschnell abschreiben. Zu einem vorzeitigen Rückzug bei der Kanzlerkandidatur machte er beim Parteitag klar: «Das tue ich nicht.»

Mit seinem Wahlergebnis von 91,59 Prozent am Montag ist der Mann aus Goslar, der 1977 in die SPD eintrat, weiter im Rennen. Wenngleich er mit dem etwas schlechteren Ergebnis als bei seiner Wahl 2009 in Dresden, wo er 94,2 Prozent bekam, nicht ganz glücklich wirkte. Sein Problem: Er gilt als wenig staatsmännisch, etwas sprunghaft und oft zu lautsprecherisch. Aber als Bundesumweltminister hat er gezeigt, dass er sich in hohe Ämter mit harter Disziplin hineinknien kann und sich so Respekt und Ansehen erarbeitet - auch beim politischen Gegner.

Damit konnte er seinen Karriereknick vergessen machen. Mit 40 Jahren wurde er zwar 1999 Deutschlands jüngster Länder-Regierungschef in Hannover, 2003 jagten ihn die Wähler aber schon wieder aus dem Amt. In Berlin brachte es der gewichtige Niedersachse, der vor der Politik als Berufsschullehrer tätig war und mit einer Zahnärztin aus Magdeburg liiert ist, zunächst nur zum bespöttelten SPD-Pop-Beauftragten.

Eher überraschend kam dann 2005 die Berufung zum Umweltminister. Er brachte den Klimaschutz nach ganz oben auf die Agenda. Und sein Kampf gegen längere Atomlaufzeiten im Wahlkampf 2009 brachte ihn erst in die Favoritenrolle bei der Suche nach einem Nachfolger von Franz Müntefering als Parteichef. Gabriel ist einer, der schnell Stimmungen erkennen kann und aufgreift. So organisierte er mit Generalsekretärin Andrea Nahles eine Parteireform, um den Mitgliedern mehr Mitsprache zu geben, den Aderlass bei den Mitgliedern zu stoppen und leblose Ortsvereine zu revitalisieren.

Er sagt, die SPD müsse wieder mehr dahin, wo die Menschen sind. Ein «Die da oben» dürfe sich nicht verfestigen, sonst wachse die Verachtung der Politik insgesamt. Gabriel will eine lebendige SPD - aber keine, die sich in Flügelkämpfen aufreibt. «Eine stumme Partei ist in der Regel auch eine dumme Partei», sagt er. Bürgerliche Wähler dürften nicht durch massive Steuererhöhungen verschreckt werden. Denn er will ja noch sein Meisterstück liefern: Die SPD 2013 als Parteichef wieder in eine rot-grüne Bundesregierung führen.

Parteien / SPD / Parteitag
05.12.2011 · 13:02 Uhr
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