Politische Spannung in der Türkei: Proteste als Zeichen demokratischen Aufbruchs
Die Massenproteste in der Türkei haben sich mittlerweile weit über die anfängliche Empörung über die Festnahme des prominenten Oppositionspolitikers Ekrem Imamoglu hinaus entwickelt. Präsident Recep Tayyip Erdogan steht nun vor der Herausforderung, einer zunehmend enttäuschten Bevölkerung gegenüberzustehen, die sich nach einem politischen Wandel sehnt. Mit seinen Maßnahmen gegen den Istanbuler Bürgermeister weckt Erdogan die Befürchtung, dass er sich immer mehr von demokratischen Grundsätzen entfernt und in Richtung eines autoritären Regimes bewegt. Dieses Vorgehen könnte für das Land erhebliche Konsequenzen haben.
Ein Vergleich mit den Gezi-Protesten vor zwölf Jahren lässt erahnen, dass Erdogans Regierung möglicherweise Schwierigkeiten haben wird, die Bevölkerung wie damals einzuschüchtern. Die Erosion seiner Macht scheint im Gange, was sich an der nachlassenden Wirkung seiner repressiven Maßnahmen ablesen lässt. Darüber hinaus ist die AKP bei den letzten Kommunalwahlen bereits erheblich ins Hintertreffen geraten. Ekrem Imamoglu konnte sich in zwei aufeinanderfolgenden Wahlen das entscheidende Amt des Bürgermeisters von Istanbul sichern und beweist damit, dass der Ruf nach Veränderung laut bleibt.