Politische Schachzüge in Frankreich: Präsident Emmanuel Macron unter Beschuss
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sieht sich inmitten einer sich verschärfenden Regierungskrise mit wachsendem Druck konfrontiert. Während Sébastien Lecornu, der kürzlich zurückgetretene Premierminister, Gespräche mit Parteiführern über eine Lösung der Krise führt, kehren sich ehemalige Vertraute Macrons von ihm ab. Der frühere Premierminister Édouard Philippe fordert den Rücktritt Macrons und betont, dass die seit sechs Monaten andauernde Krise nicht bis zur Präsidentschaftswahl in eineinhalb Jahren anhalten dürfe. Philippe, der selbst Ambitionen für die Wahl 2027 hegt, äußerte diese Forderungen gegenüber dem Sender RTL.
Unterdessen äußerte Gabriel Attal, ebenfalls ein ehemaliger Premierminister, öffentlich Kritik an Macrons Entscheidungen. Attal, der von Januar bis September 2024 amtierte, stellte infrage, warum Macron die Nationalversammlung im Sommer 2024 auflöste und Neuwahlen ausrief, was den Eindruck erweckt habe, dass Macron seine Macht um jeden Preis bewahren wolle. Trotz der Forderungen nach einem Rücktritt, die auch von Frankreichs Linkspartei und Marine Le Pens Rechtsnationalen erhoben wurden, hat Macron dies ausgeschlossen. Er betonte seine direkte Wahl durch das Volk und seine Absicht, bis zum regulären Ende seiner Amtszeit im Frühjahr 2027 im Amt zu bleiben.
Allerdings signalisierte Macron, dass er bei einem Scheitern von Lecornus Bemühungen, die Krise zu lösen, seine Verantwortung übernehmen werde, etwa durch eine erneute Auflösung der Nationalversammlung und Neuwahlen. Im Zentrum der Krise stehen Diskussionen über den Haushalt für das kommende Jahr und die Zukunft Neukaledoniens. Sämtliche Beteiligte sind sich über die Dringlichkeit dieser Themen einig. Frankreichs hohe Staatsverschuldung zwingt die politischen Lager zu einer Einigung über einen ehrgeizigen Sparkurs.
Lecornu, der vor seiner kurzen Amtszeit als Premier Verteidigungsminister war, stellte bei den Konservativen eher Unzufriedenheit mit der neuen Kabinettszusammensetzung fest. Der Vorsitzende der Républicains, Innenminister Bruno Retailleau, drohte mit einem Rückzug der Partei aus der Regierung, was zu weiteren Spannungen führte. Ob es Lecornu gelingt, binnen 48 Stunden die zerstrittenen Parteien auf einen gemeinsamen Kurs zu bringen, bleibt fraglich, insbesondere angesichts der politischen Blockade, die das Land seit der Neuwahl im Sommer 2024 lähmt. Die linken Parteien, darunter Sozialisten, Kommunisten und Grüne, streben nach einer linken Regierung und fordern eine Politik des sozialen und ökologischen Fortschritts.

