Poker in Film und Fernsehen

In vielen Werken dienen Pokerszenen als Auflockerung, zur Charakterisierung von Helden und Bösewichten, oder zum dramatischen Spannungsaufbau. Die Idee des schnellen Geldes und Risikofreudigkeit spielt meist zumindest unterschwellig eine Rolle, ist aber längst nicht alles. Eins jedoch haben sie alle gemein: Sie zeigen den Menschen hinter den Karten, ob dieser nun ein Pokerface besitzt oder nicht.
Einer der Klassiker ist die Folge „Die mit den Pokerbräuten“ aus der Kultserie „Friends“, in der Rachel, Monica und Phoebe mit den Jungs zocken wollen. Doch weil ihnen der Killerinstinkt fehlt und sie eher dazu neigen, sich gegenseitig etwas zu schenken, sind sie chancenlos. Um das zu ändern, nehmen die Damen Unterricht im Poker und lernen das Spiel professionell zu meistern.
Dass Frauen am Kartentisch leicht unterschätzt werden, demonstriert die humorvolle Krimiserie „Castle“. Wenn Titelheld und Krimiautor Richard Castle sich mit seinen von echten Bestsellerautoren gespielten Pokerkumpels zum Zocken trifft, geht es darum, sich gegenseitig zu beweisen, wie gut sie alle im Ausloten von wahrscheinlichen und unwahrscheinlichen Fällen sind – beim Spiel, in dem sie die Taktiken der Gegner identifizieren müssen, oder beim Lösen der Mordfälle, in denen Castle die Mordkommission berät. Doch als seine Polizei-Partnerin sich mit an den Tisch setzt, wird schnell klar, dass sie mehr als nur mithalten kann. In wenigen Zügen etabliert sie sich als ebenbürtig. Spaß macht das Karten- und Wortgefecht obendrein.
In den klassischen Western dienten Pokerszenen meist dazu, Falschspieler und aufrechte Zocker an einen Tisch im Saloon zu setzen. Kaum waren die Karten gefallen, flogen Beleidigungen, Fäuste oder sogar Kugeln. Poker war die Trennlinie zwischen anständig und gesetzlos.
Die Idee, dass Poker in erster Linie ein intellektuelles Spiel ist, bei dem es auf mathematisches Verständnis und Psychologie ankommt, setzte sich erst im Laufe des 20. Jahrhunderts wirklich durch. Entsprechend änderte sich auch das Bild des Spiels auf der Leinwand.
In einem der meistgelobten Filme aller Zeiten, der in der Weltwirtschaftskrise spielenden Gaunerkomödie „The Sting – Der Clou“ von 1973 dient ein manipuliertes Pokerspiel dazu, einen Gangsterboss in Sicherheit zu wiegen und einen ausgeklügelten Racheakt in Bewegung zu setzen. Jede ausgespielte Karte ist ein psychologischer Schachzug.
Der soziale Aspekt des Pokerspiels ist das Fundament der Freundesrunde in Neil Simons Komödie „Ein seltsames Paar“ aus den 1960er Jahren. Was immer auch das Leben an Stolperfallen zu bieten hat, beim Kartenspiel ist die Welt noch in Ordnung – oder wird es wieder sein, wenn die Probleme mit dem Scheidungsopfer und neurotischen Putzteufel Felix gelöst sind. Hiermit ist das Spiel im heimischen Wohnzimmer und in der Mittelklasse angekommen.
Dass Poker Köpfchen und Konzentration verlangt und dennoch selbst für erstklassige Zocker Überraschungen bietet, wird in „Ocean’s Eleven“ demonstriert. Der gerade auf Bewährung aus dem Knast entlassene Gauner Danny Ocean taucht am Kartentisch seines alten Kumpanen Rusty auf, der sein Geld damit verdient, nicht allzu talentierten Hollywoodjungstars das Zocken beizubringen. Niemand kennt Danny so gut wie er, aber die Frage ist, ob sein alter Freund mit einem gewagten Einsatz blufft oder nicht. Die Sequenz ist nur wenige Minuten lang, aber sie gehört zu den am häufigsten genannten in einem Film, der zu einem Klassiker unter den eleganten Gaunerfilmen geworden ist.
Während viele der Hollywoodstars, die auf der Leinwand pokern auch in Wirklichkeit zu den Fans des spannenden Spiels gehören, sind auch hinter den Kulissen meist leidenschaftliche Zocker aktiv.
Kein anderer fiktiver Held ist so eng mit Casinospielen verbunden wie der britische Geheimagent „007“ James Bond. Der Spion mit der Lizenz zum Töten stammt aus der Feder von Ian Fleming, der mehr als nur eine oberflächliche Ähnlichkeit mit seinem Helden besaß. Schnelle Autos, schöne Frauen und vor allem das Zocken waren drei Leidenschaften, die die beiden teilten. Nirgends wurde das so deutlich wie in „Casino Royale“. Der 2006 mit Daniel Craig als James Bond verfilmte Actionthriller hatte seinen Ursprung in einer Idee, die Fleming in seiner Zeit als Geheimdienstoffizier im Zweiten Weltkrieg gehabt hatte. Er wollte am Pokertisch im neutralen Portugal die Taschen seiner Nazi-Kontrahenten ausräumen.
Während er den Plan in der Wirklichkeit nicht umsetzen konnte, ließ er stattdessen James Bond in einem millionenschweren Kartenduell gegen den geheimnisvollen „Le Chiffre“ antreten. Die Einsätze sind so hoch, dass sogar der nonchalanteste aller Spion zwischendurch das Nervenflattern bekommt.
Obwohl sogar an echten High-Roller-Tischen selten um so viel Geld gezockt wird, trägt die realistische Atmosphäre zum Adrenalinrausch auch im Publikum bei. Diese Mischung ist es, die das Kartenspiel zu einem echten Gewinner macht und so manchen Fan selbst zum Deck greifen lässt. Dass die Zuschauer nicht genug bekommen, zeigt sich an den neuen Produktionen rund ums Spiel, inklusive der ab September 2024 gedrehten ZDF-Koproduktion „All In“. Wenn die Karten auf den Tisch kommen, steigt allemal die Spannung.

