Plastik-Kreditmodell in der Kritik: UN-Plastikabkommen auf dem Prüfstand
Unternehmen bemühen sich um die Anerkennung von Kunststoff-Krediten im Rahmen des ersten rechtlich verbindlichen UN-Plastikabkommens, obwohl Umweltschutzgruppen davor warnen, dass dies zur Finanzierung fragwürdiger Lösungen, wie dem Verbrennen von Abfällen, führen könnte.
Danone, das Mutterunternehmen der Wassermarken Evian und Volvic, hat in Indonesien mit dem Umweltzertifizierungsunternehmen Verra zusammengearbeitet, um Zehntausende Tonnen Plastik zu entsorgen. Die Pläne wurden jedoch nach Beschwerden von Anwohnern über Verschmutzungen und gesundheitliche Beeinträchtigungen im Umfeld der Abfallentsorgung vorerst auf Eis gelegt.
Die Vorreiterrolle im Plastikproduzenten-Sektor fällt den petrochemischen Unternehmen sowie Wirtschaftsverbänden zu, die sich für die Durchsetzung von Ausnahmeregelungen im Rahmen der derzeit in Kanada verhandelten UN-Konvention einsetzen.
Ähnlich den Kohlenstoff-Emissionsgutschriften ist das Konzept der Plastik-Kredite ein Finanzinstrument, das Unternehmen die Möglichkeit bietet, gesammelten Plastikmüll mit produziertem Müll zu verrechnen und somit theoretisch ihre Plastiknutzung zu neutralisieren. Zudem können diese Kredite gehandelt werden.
Verra mit Sitz in Washington setzt sich für die Einbindung von Offset-Mechanismen im Plastikabkommen ein und plädiert für die Verwendung von „hochwertigen Krediten“. Das Unternehmen warb bei den Gesprächen in Ottawa neben der Weltbank auch für eine „plastikmüllreduzierende Anleihe“.
In Indonesien hatte Danone mit dem Abfallmanagementunternehmen Reciki die Einrichtung von fünf Recyclinganlagen geplant, die von lokalen Partnern betrieben werden sollten. Verra stoppte die Arbeit an den dahinterstehenden Plastikgutschriften nach „substanziellen Rückmeldungen aus Stakeholder-Kreisen“.
An einer der Anlagen sollte der Abfall mittels mechanischem Recycling und durch die Umwandlung in „Ersatzbrennstoffe“ verarbeitet werden, was durch Verbrennung und Kompression erfolgt. Lokale Anwohner beklagten sich über gesundheitliche Beschwerden und üble Gerüche im Zusammenhang mit der Anlage.
Danone äußerte sich nicht zu den spezifischen Beschwerden, sprach sich aber für ein rechtlich bindendes und ehrgeiziges Plastikabkommen aus und verwies auf Bemühungen zur Verringerung unnötiger Plastiknutzung in der Lieferkette. Außerdem merkte das Unternehmen an, mehr Forschung zur Effektivität von Plastikgutschriften sei nötig, bisher seien keine Kredite erworben worden.
Yuyun Ismawati, Gründerin der Umweltorganisation Nexus3 Foundation in Indonesien, kritisierte, dass Plastik-Kompensationen die Finanzierung umweltschädlicher Scheinlösungen, wie das Verbrennen von Plastik, ermögliche, welches toxische Chemikalien freisetze.
Eine Studie der Non-Profit-Organisation Break Free from Plastic enthüllte, dass 86 Prozent der Projekte der auf den Philippinen basierenden Plastic Credit Exchange Gutschriften von Verbrennungsvorgängen generierten. PCX Markets unterstrich, dass Coprocessing oft die einzige Option für nicht recycelbare Materialien sei.
Laut Verra sei bisher keiner der von ihnen ausgegebenen Kredite mit Verbrennungsaktivitäten verbunden gewesen. Die Einwände der Stakeholder nehme man sehr ernst, die Danone-Projektkredite wurden bis auf Weiteres ausgesetzt.
Plastikgutschriften könnten die „Upstream“-Aktivitäten von Unternehmen nicht ersetzen, betonte Verra. Die Bekämpfung der Plastikverschmutzung müsse in der gesamten Wertschöpfungskette angegangen werden. (eulerpool-AFX)