Peru hat die Extreme gewählt
Lima (dpa) - Der Linksnationalist Ollanta Humala hat bei der ersten Runde der Präsidentenwahl in Peru am Sonntag die meisten Stimmen erzielt.
Da er mit 31,1 Prozent aber die für einen Sieg in der ersten Runde notwendige absolute Mehrheit verpasste, muss er sich in der Stichwahl im Juni der rechtskonservativen Keiko Fujimori stellen. Die Tochter des wegen Menschenrechtsverletzungen und Korruption zu 25 Jahren Haft verurteilten früheren Präsidenten Alberto Fujimori kam nach diesen inoffiziellen Hochrechnungen auf 23,2 Prozent. Beide warben um die Stimmen der Armen und werden von der Ober- und Mittelschicht abgelehnt.
Diese Angaben der Nichtregierungsorganisation Transparencia beruhten auf der Auswertung bereits offiziell ausgezählter und als repräsentativ ausgewählter Wahlurnen. In der Vergangenheit hatten sich die Berechnungen von Transparencia als sehr zuverlässig erwiesen. Aussagekräftige offizielle Zahlen lagen zunächst nicht vor.
Sollten sich diese inoffiziellen Ergebnisse bestätigen, hätte sich das gemäßigte bürgerliche Lager selbst ein Bein gestellt, indem es gleich drei starke Kandidaten ins Rennen schickte. Auf Platz drei kam demnach der liberale frühere Ministerpräsident Pablo Kuczynski mit 18,7 Prozent. Der frühere Präsident Alejandro Toledo landete bei gut 15 Prozent und der Ex-Bürgermeister von Lima, Luis Castañeda, bei knapp zehn Prozent.
Hätten sie sich wie von Toledo noch im letzten Augenblick vorgeschlagen auf einen einzigen Kandidaten geeinigt, wäre einer von ihnen wohl in die Stichwahl eingezogen. Die Aussicht auf eine Stichwahl zwischen den zwei Extremen Humala und Fujimori hatte der Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa schon zuvor als Wahl «zwischen Aids und Krebs im Endstadium» bezeichnet.
Während Anhänger von Humala und Fujimori landesweit Siegesfeiern veranstalteten, äußerten sich die Kandidaten selbst noch nicht. Humala hatte im Wahlkampf eine aktivere Rolle des Staates in der Wirtschaft und die Umverteilung von Wohlstand zu Gunsten der 34 Prozent der Peruaner, die in Armut leben, versprochen. Fujimori kündigte die Fortsetzung der Politik der harten Hand ihres Vaters und dessen sozialen Programmen an. Beiden Kandidaten werfen ihre Kritiker mangelnde demokratische Überzeugungen und Demagogie vor.
Auch bei der parallel abgehaltenen Parlamentswahl lagen die politischen Vereinigungen Humalas und Fujimoris vorn: «Gana Peru» von Humala kam auf voraussichtlich 41 der 130 Sitze in dem Einkammerparlament. Auf Platz zwei landete die Vereinigung von Fujimori, «Fuerza 2011» mit 35 Sitzen. Drittstärkste Kraft wurde Toledos «Peru Posible» mit 22 Mandaten, gefolgt von Kuczynksis «Alianza para el gran cambio», die auf 11 Sitze kam.
Die große Traditionspartei von Amtsinhaber García schmolz auf nur vier Sitze zusammen. Sie hatte mangels Chancen auch keinen Präsidentschaftskandidaten aufgestellt, sondern zur Wahl Kuczynskis aufgerufen.