Neue Runde im Ringen um Arbeitnehmerrechte: Tesla-Werk Grünheide wählt Betriebsrat
Die Beschäftigten des einzigen europäischen Tesla-Werks in Grünheide sind erneut aufgerufen, ihre Betriebsvertretung zu wählen. Mit neun Listen und insgesamt 234 Bewerberinnen und Bewerbern geht die zweite Betriebsratswahl an den Start. Michaela Schmitz, die aktuelle Vorsitzende des Betriebsrats, tritt zur Wiederwahl an.
Inmitten intensiver Diskussionen um Arbeitskonditionen und die mögliche Etablierung eines Tarifvertrags, bleibt Tesla bei seiner Position gegen eine Tarifbindung. Allerdings betont ein Unternehmenssprecher, dass die Ansprüche der Gewerkschaft bereits in vielen Bereichen erfüllt seien. Ein Beispiel für die vorrangige Berücksichtigung der Arbeitssicherheit sei der souveräne Umgang mit einem Stromausfall durch einen Anschlag, der die Produktion für eine Woche zum Erliegen brachte, ohne dabei Mensch oder Umwelt zu gefährden.
Zusätzliche Verbesserungen im Arbeitsschutz, darunter auch bessere Zusatzvergütungen, zählen zu den von Tesla umgesetzten Maßnahmen. Die IG Metall hingegen kritisiert, dass bei dem für Tesla typischen hohen Arbeitstempo, der Unfallschutz manchmal zu kurz komme. Weiterhin stehen längere Arbeitszyklen, angemessenere Pausen, mehr Personal und die Festanstellung von Leiharbeitern auf der Gewerkschaftsagenda.
Dem entgegnet Tesla mit dem Hinweis auf eine von Anfang an gleichberechtigte Behandlung und Bezahlung von Leiharbeitern, wovon bereits viele in feste Anstellungsverhältnisse übernommen worden seien. Zudem stellt das Unternehmen klar, dass die Belastung der Arbeiter weniger durch die Taktzeit als vielmehr durch die Arbeitsinhalte pro Takt beeinflusst werde, welche im Vergleich mit anderen Herstellern ähnlich seien.
Die hohe Beteiligung an der Betriebsratswahl, erkennbar an den langen Warteschlangen vor den Wahllokalen, symbolisiert nach Aussage der IG Metall das große Interesse der Belegschaft. Ein kritischer Punkt der Gewerkschaft ist die Herkunft der aktuellen Betriebsratsvorsitzenden aus dem Führungskreis des Unternehmens, was Zweifel an der Vertretung der Belegschaftsinteressen aufwirft. Schmitz selbst sieht in einer tariflichen Bindung keine Notwendigkeit, stellt Gehaltserhöhungen ohne Tarifvertrag heraus und hebt die gestiegene Beschäftigtenzahl seit der ersten Wahl hervor.
Parallel zu den innerbetrieblichen Vorgängen intensiviert sich der Konflikt um die geplante Erweiterung des Tesla-Geländes durch einen Güterbahnhof, bei dem eine Rodung von Waldflächen im Raum steht. Trotz Protesten von Umweltaktivisten und einer lokalen Abstimmung gegen die Ausbreitung der Fabrik, wurde durch eine gerichtliche Entscheidung vorläufig ein Abbau von Baumhäusern im Protestcamp gestoppt. Die finalen gerichtlichen Weichenstellungen stehen noch aus. (eulerpool-AFX)