Neue Rechte in Europa: Viel Lärm um Nichts?

Trotz medialer Aufregung: Die befürchtete politische Wende in Europa bleibt aus. Wo stehen die „neuen Rechten“ wirklich?
Medien prophezeien einen Rechtsruck, der in der Realität kaum spürbar ist.

In der europäischen Politiklandschaft scheint ein Gespenst umzugehen – das des Rechtsrucks. Zumindest, wenn man den Schlagzeilen glauben schenkt. Von Italien bis in den hohen Norden wird von einer politischen Verschiebung nach rechts berichtet. Die Realität? Vielschichtiger, als man denkt, und weit entfernt von der dramatischen Zuspitzung, die oft dargestellt wird.

Ein Dominoeffekt, der keiner ist

Die mediale Erzählung suggeriert einen Dominoeffekt: Nachdem rechtskonservative Parteien in Italien, Finnland und Schweden an die Macht gekommen sind, müsste Europa nun eine radikale Kehrtwende erleben.

Doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Diese Parteien, einmal im Amt, haben die hochgesteckten Erwartungen – oder Befürchtungen, je nach Perspektive – nicht erfüllt. Statt radikaler Umbrüche finden wir eine Politik, die weitgehend im Rahmen des europäischen Mainstreams bleibt.

Der Fall Meloni

Giorgia Meloni, oft als Ikone eines neuen europäischen Rechtsnationalismus gefeiert, hat viele ihrer Anhänger enttäuscht. Anstatt sich als erbitterte Gegnerin der EU zu positionieren, hat sie sich schnell in die Reihen der europäischen Politik eingefügt.

Die Zusammenarbeit mit Ursula von der Leyen spricht Bände über Melonis tatsächliche politische Ausrichtung. Die Differenz zwischen Wahlkampfrhetorik und politischer Praxis könnte kaum größer sein.

Die Strategie der Selbstmoderation mag kurzfristig Erfolge versprechen, langfristig könnte sie sich jedoch als Fehlkalkulation erweisen. Die Versuche, durch Anpassung an den Mainstream neue Wählerschichten zu erschließen, könnten das Gegenteil bewirken. Statt die Mitte zu gewinnen, riskieren diese Parteien, ihre Kernanhängerschaft zu verlieren.

Eine politische Landschaft im Wandel

Das eigentliche Phänomen ist nicht so sehr ein Rechtsruck, sondern eine allgemeine politische Verschiebung. Die traditionelle Mitte verliert an Boden, während die Wähler sich zunehmend nach Alternativen umsehen.

Doch was passiert, wenn auch die neuen Hoffnungsträger nicht liefern? Europa könnte sich in einer politischen Identitätskrise wiederfinden, aus der neue, möglicherweise radikalere Kräfte hervorgehen.

Ein kritischer Blick ist gefragt

Europas politische Zukunft ist ungewiss. Der vielzitierte Rechtsruck entpuppt sich bei näherer Betrachtung eher als Medienphänomen denn als realpolitische Wende. Doch die Unzufriedenheit mit dem politischen Establishment ist real.

Politik
[InvestmentWeek] · 29.03.2024 · 07:00 Uhr
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