Neue Kriterien für Startups: Gescheitertes WeWork-IPO lässt Investoren umdenken

• Wachstum ging bei Startups zuletzt häufig zu Lasten des Gewinns
• Investoren fordern konkrete Pläne zum langfristigen Erreichen der Gewinnschwelle
• Warnung vor zu früher Profitabilität

Viele bekannte Tech-Startups hatten in der letzten Zeit offenbar vor allem ein Motto: Wachsen, wachsen, wachsen! Das Erreichen der Gewinnschwelle wurde dabei häufig zu einem Nebenschauplatz - und das hatte mittlerweile für viele einst gehypte, junge Firmen unangenehme Folgen. So sind die Aktien der Fahrdienstvermittler Uber und Lyft infolge tiefroter Zahlen in den Monaten seit ihrem Börsengang kräftig eingebrochen: Das Papier von Uber verlor rund ein Drittel seines Wertes, für die Lyft-Aktie ging es um mehr als 40 Prozent nach unten - und zwar obwohl Lyft mittlerweile zumindest grob skizziert hat, wann und wie man die Gewinnschwelle erreichen will.

Noch schlechter lief es allerdings für WeWork. Der Büroraum-Anbieter musste seinen geplanten Börsengang absagen und wurde vom einstigen Investor Softbank komplett übernommen. Das Startup ist somit zwar gerettet, seine Bewertung jedoch von einst 47 Milliarden US-Dollar auf nur noch acht Milliarden US-Dollar zusammengeschrumpft. Angesichts dieser Fiaskos beginnen jetzt auch die Investoren umzudenken und stellen nun vor allem eine Anforderung an junge Unternehmen, die eine Geldspritze benötigen.

Frage nach der Profitabilität gewinnt mehr Gewicht

Wie "CNBC" berichtet, wollten die Kapitalgeber auf der Digitalkonferenz Web Summit, auf der vergangene Woche mehr als 2.000 Startups um die Aufmerksamkeit und das Geld von Investoren buhlten, von den jungen Unternehmen vor allem wissen, wie sie profitabel werden wollen. Dieser Frage werde nun eine größere Bedeutung eingeräumt gegenüber dem Wachstum um jeden Preis, erklärte Ravi Viswanathan vom Risikokapitalgeber NewView Capital in seinem Vortrag auf der Startup-Messe. Auch andere Messeteilnehmer sagten gegenüber "CNBC", dass sich die Debatte Wachstum vs. Gewinn in den vergangenen Wochen zugespitzt habe, nachdem die Investoren angesichts monströser Bewertungen die Zahlen von Startups wie WeWork genauer unter die Lupe genommen haben.

Es sei ein "neues Crescendo bei den Bewertungen" erreicht worden, glaubt auch Blackstone-CEO Stephen Schwarzman. Er machte gegenüber dem US-Nachrichtenportal dafür vor allem die Tatsache verantwortlich, dass die Tech-Firmen mittlerweile später an die Börse gehen würden als früher und in dieser Zeit "künstliche Gewinne" aufbauen würden. Andere Messeteilnehmer sahen die Schuld für die Überbewertung von beispielsweise WeWork jedoch eher beim japanischen Konzern Softbank, der mit seinem Vision Fund beispiellose Mengen an Kapital in unprofitable Startups pumpt - und dafür nun mit dem ersten Quartalsverlust seit 14 Jahren die Quittung erhalten hat.

Schwarze Zahlen nicht sofort nötig

Wenn Investoren ihren Fokus nun wieder mehr auf ein rentables Geschäftsmodell statt auf starkes Wachstum legen, könnte es zu einigen Neubewertungen kommen, sagte Jonathan Larsen in einem Fernsehinterview mit "CNBC". Larsen ist der CEO des Ping An Global Voyager Fund, der zum chinesischen Finanzkonglomerat Ping An gehört und üblicherweise als Investor bereits in der frühen Phase kleinere zweistellige Millionenbeträge in Startups aus den Bereichen Tech und Gesundheit investiert. Er betont allerdings, dass die Startups nicht sofort profitabel sein müssten - aber sie sollten einen nachhaltigen Weg zu langfristigen Gewinnen präsentieren können. Es sei nicht richtig, "die Firmen zu früh zur Profitabilität zu treiben", so Larsen. Entscheidend sei, dass die Startups "einen kohärenten Weg zur Profitabilität" vorlegen könnten. Denn es dauere "üblicherweise sieben bis zehn Jahre, eine Firma aufzubauen, zur Profitabilität zu führen und dann anschließend auf einer nachhaltigen Basis profitabel zu sein".

Auch auf der Web Summit herrschte laut "CNBC" unter den Teilnehmern die Meinung vor, dass es für junge Unternehmen wichtiger sei zu zeigen, wie die Einnahmen auf lange Sicht die Kosten übersteigen werden als jetzt schon schwarze Zahlen zu schreiben. Dafür könne man durchaus auch in zukünftiges Wachstum und zukünftige Gewinne investieren, sagt Taavet Hinrikus, der mit seinem Finanz-Startup TransferWise im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Nettogewinn von rund 13 Millionen US-Dollar verbuchen konnte. Man müsse nur sicherstellen, sich innerhalb eines belastbaren Geschäftsmodells zu bewegen, das auch profitabel werden kann.

Aktie im Fokus
[finanzen.net] · 13.11.2019 · 08:53 Uhr
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