Neue Ära der Beziehungen im Nahen Osten: Annäherung zwischen Syrien und Israel möglich
Syrien befindet sich an einem geopolitischen Wendepunkt: Knapp sechs Monate nach dem Regierungswechsel könnte das Land die diplomatische Anerkennung Israels in Erwägung ziehen. US-Präsident Donald Trump, der aktuell auf einer Reise durch die Golfregion ist, hat den syrischen Übergangspräsidenten Ahmed al-Scharaa in Riad dazu aufgefordert. Dabei überraschte Trump mit der Ankündigung, die US-Sanktionen gegen Syrien aufzuheben, nachdem eine Rebellenkoalition Ende letzten Jahres den langjährigen Machthaber Baschar al-Assad stürzte.
In einem von Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman arrangierten Treffen betonte Trump, dass al-Scharaa nun die Chance habe, Historisches für Syrien zu leisten. Auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan nahm telefonisch an der rund halbstündigen Zusammenkunft teil. Eine solche hochrangige Begegnung zwischen einem US-amerikanischen und einem syrischen Staatschef hatte es zuletzt vor 25 Jahren gegeben – damals trafen Bill Clinton und Hafis al-Assad aufeinander.
Al-Scharaa, dessen Vergangenheit von Mitgliedschaft in extremistischen Gruppen geprägt ist, strebt derzeit nach internationaler Anerkennung und wurde bereits in Paris von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron empfangen. Trotz seiner Auflistung als Terrorist durch US-Behörden öffnet sich eine Tür zu einer möglichen Anerkennung Israels, einer mit Spannung erwarteten Entwicklung. Die Beziehungen zwischen Syrien und Israel waren seit der Staatsgründung Israels 1948 weitgehend feindlich.
Mit der neuen syrischen Führung offenbart sich ein allmählicher Wandel: Syriens Annäherung an Israel könnte den Frieden vorantreiben und neue politische Realitäten schaffen. Gleichzeitig bleibt der Konflikt um die drusische Minderheit in Syrien, deren Schutz Israel fordert, bestehen. Die jüngsten Berichte über indirekte Gespräche zwischen beiden Staaten lassen auf eine mögliche Entspannung hoffen. Israels Außenminister Gideon Saar äußerte erstmals versöhnliche Töne gegenüber Syriens neuer Regierung.
Trump sieht in dieser Entwicklung eine Fortführung der Erfolge seiner ersten Amtszeit, betont dabei auch die Normalisierungen, die 2020 unter US-Vermittlung mit mehreren arabischen Staaten erreicht wurden. Während seiner Gespräche mit den Führern der Golfstaaten gratulierte Trump den Vereinigten Arabischen Emiraten und Bahrain und äußerte die Hoffnung auf weitere Fortschritte. Eine formelle Annäherung zwischen Saudi-Arabien und Israel wird ebenfalls erhofft und könnte langfristig auch wirtschaftliche Kooperationsmöglichkeiten bieten.
Durch die Aufhebung der US-Sanktionen eröffnet sich für al-Scharaa und Syrien ein wirtschaftlicher Neuanfang. Die finanziellen Zusagen der Golfländer Katar und Saudi-Arabien könnten entscheidend zur Stabilisierung des Landes beitragen. Die EU hat bereits erste Schritte zur Lockerung ihrer Sanktionen eingeleitet. Bei einem Investorenforum in Riad betonte Trump die Notwendigkeit einer neuen Ära und sorgte für Begeisterung in den Straßen Syriens, wo die Menschen die Ankündigung als Beginn eines neuen Kapitels betrachten.