Munich Re: Gewinnausblick trotz starkem Gewinnanstieg unverändert
Der traditionsreiche Rückversicherer Munich Re konnte im zurückliegenden Sommer von außergewöhnlich wenigen Katastrophen profitieren und stellte bessere Ergebnisse als erwartet vor. So summiert sich der Überschuss für die ersten neun Monate auf beeindruckende knapp 5,2 Milliarden Euro, womit das ehrgeizige Jahresziel von 6 Milliarden Euro zum Greifen nah ist. Dennoch verzichtete der designierte Vorstandsvorsitzende Christoph Jurecka darauf, die Prognosen für 2025 anzuheben, im Gegensatz zum Rivalen Hannover Rück. Ein Schritt, der an der Börse mit Kursverlusten quittiert wurde.
Die Aktie der Munich Re sank am Dienstagvormittag um 0,3 Prozent auf 542,80 Euro und zählte damit zu den Verlierern im Dax. Der Wert des Papiers konnte jedoch seit Jahresbeginn um etwa elf Prozent zulegen. Analysten wie Ben Cohen von der RBC zeigten sich überrascht von der negativen Kursreaktion, obwohl die Quartalszahlen überzeugend waren. Cohen vermutet, dass der Kapitalmarkttag am 11. Dezember ein größerer Einflussfaktor ist, da dort erwartete Ankündigungen zu Aktienrückkäufen folgen könnten.
Das dritte Quartal erwies sich als besonders profitabel für Munich Re mit einem Nettogewinn von rund zwei Milliarden Euro, mehr als einer Verdopplung im Vergleich zum Vorjahr. Dies ist hauptsächlich auf die geringe Belastung durch Naturkatastrophen zurückzuführen, die in der größten Sparte mit nur 118 Millionen Euro zu Buche schlugen, deutlich weniger als die 1,3 Milliarden Euro im Vorjahr. Auch in der Industrieversicherung verzeichnete man einen Rückgang an Großschäden, während die Ergo-Tochter ihren Gewinn mit 304 Millionen Euro mehr als verdoppeln konnte, beeinflusst durch Übernahmen und steuerliche Einmaleffekte.
Analysten gingen bereits vor den soliden Quartalszahlen davon aus, dass die Munich Re ihr gestecktes Gewinnziel von 6,3 Milliarden für 2025 übertreffen wird. Jurecka erklärte jedoch, er wolle schwankende Ergebnisse vermeiden und plant, im vierten Quartal festverzinsliche Wertpapiere abzuverkaufen, um aufgelaufene Verluste zu realisieren, was den Gewinn belasten könnte.
Interessanterweise hat die Hannover Rück bereits im dritten Quartal einen ähnlichen Schritt vollzogen und trotzdem ihre Gewinnprognose für 2025 von 2,4 Milliarden auf 2,6 Milliarden Euro angehoben, was ihren Optimismus unterstreicht. Im Gegensatz dazu möchte Jurecka potenzielle Risiken, wie mögliche Sturmschäden durch Hurrikan 'Melissa' oder Taifun 'Fung-Wong', berücksichtigen und daher im Handlungsspielraum flexibel bleiben.
Das Wachstum im Rückversicherungsgeschäft stagniert indes, und die Umstände bedingten, dass die Umsatzprognose auf 61 Milliarden Euro gesenkt wurde, nachdem sie im Sommer bereits von 62 Milliarden reduziert worden war. Diese Entwicklung betrifft ausschließlich den Rückversicherungsbereich. Dennoch sieht der Konzern mehr Spielraum bei den Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb.
Beim anstehenden Kapitalmarkttag im Dezember erwarten Analysten zudem neue, zukunftsgerichtete Ziele vom Vorstand, während Christoph Jurecka als neuer Vorstandsvorsitzender verpflichtet wird, das Steuer für die Munich Re zu übernehmen – ein Übergang, den Aktionäre und Branchenanalysten gespannt verfolgen.

