Milliardenregen beim Klarna-IPO – doch Kleinanleger bleiben machtlos
IPO im zweiten Anlauf
Klarna will in New York 34,3 Millionen Aktien zu je 35 bis 37 Dollar platzieren. Im besten Fall spült das bis zu 1,27 Milliarden Dollar in die Kassen. Doch nur ein Bruchteil – rund 206 Millionen Dollar – fließt direkt ins Unternehmen.
Der Rest geht an Investoren, Management und Mitgründer. Schon im Frühjahr war der Börsengang verschoben worden, nun soll er Realität werden.
Gründer baut Macht aus
CEO Sebastian Siemiatkowski profitiert vor allem von einer neuen Aktienstruktur. Seine Anteile werden in sogenannte Class B Shares mit zehnfachem Stimmrecht umgewandelt. Dadurch steigt sein Stimmrechtsanteil von 6,9 auf bis zu 7,5 Prozent.
Weitere Superaktien (Class C) könnten seine Macht in den kommenden Jahren noch ausweiten – gedeckelt ist sein Einfluss erst bei 15 Prozent. Eigene Anteile verkauft er nicht, bleibt aber über eine Gesamtvergütung von 22,5 Millionen Dollar jährlich einer der bestbezahlten Bankmanager Europas.
Millionen für die Führungsriege
Während Siemiatkowski die Kontrolle festigt, versilbern andere Vorstände Aktienpakete: Produktchef David Fock kassiert mindestens 8,2 Millionen Dollar, COO Camilla Giesecke 4,4 Millionen, Marketingchef David Sandström 3 Millionen. In Summe streicht das Top-Management bis zu 21 Millionen Dollar ein.

Investoren teilen die Beute
Größter Gewinner ist der dänische Milliardär Anders Holch Povlsen. Über seine Beteiligungsgesellschaft Heartland verkauft er Anteile im Wert von mehr als 220 Millionen Dollar, bei hoher Nachfrage könnte noch ein Bonus von 40 Millionen hinzukommen.

Damit verdient er mehr am Börsengang als Klarna selbst. Der US-Fonds Sequoia erhält etwa 65 Millionen Dollar, andere Investoren wie Silver Lake, Mubadala oder die Commonwealth Bank of Australia jeweils 30 bis 50 Millionen.
Selbst kleinere Anteilseigner profitieren: H&M, die chinesische Ant Group oder die deutsche Reimann-Familie dürften um die 20 Millionen Dollar erlösen. Mitgründer Victor Jacobsson, seit 2012 nicht mehr im Unternehmen, kassiert bis zu 48 Millionen Dollar – und behält mit rund 8,8 Prozent Stimmrechten weiterhin Gewicht.
Stimmrechte klar verteilt
Die neue Struktur sichert den Altaktionären fast uneingeschränkte Kontrolle. Nach dem Börsengang halten sie 99,09 Prozent der Stimmrechte.
Neue Investoren kaufen zwar Aktien, bekommen aber faktisch keinen Einfluss. Die fünf größten Anteilseigner und Siemiatkowski vereinen rund 55 Prozent der Stimmen und können Klarna damit weiterhin allein steuern.
Risiko bleibt
Für Klarna wäre der IPO ein Befreiungsschlag nach Jahren hoher Verluste und eines zeitweise dramatischen Wertverfalls. Für Anleger jedoch ist der Börsengang ein zweischneidiges Schwert: Während Management und Investoren Milliarden einstreichen, drohen Kleinanlegern begrenzter Einfluss und Verwässerung.
Ob die Wall Street das Modell akzeptiert, entscheidet sich am Tag der Erstnotiz – wenn Klarna den zweiten Anlauf wirklich schafft.



