Investmentweek

Messerangriffe in Deutschland: Die unsichtbare Epidemie

27. Dezember 2024, 19:00 Uhr · Quelle: InvestmentWeek
Verschärftes Waffenrecht allein reicht nicht – Polizei und Gesellschaft stehen vor einer enormen Herausforderung.

Deutschland hat ein Messerproblem. Mit diesen Worten brachte Jochen Kopelke, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP), eine alarmierende Entwicklung auf den Punkt: Messerangriffe sind alltäglich geworden.

Zahlen aus dem Jahr 2023 zeigen einen Anstieg gefährlicher und schwerer Körperverletzungen mit Messern um knapp 10 Prozent auf fast 9.000 Fälle – eine besorgniserregende Entwicklung, die sich auch 2024 fortsetzt.

Doch wie konnte es so weit kommen? Und was unternimmt die Politik? Ein Blick auf die Zahlen, die Maßnahmen und die offenen Fragen hinter der Debatte zeigt, warum sich die Lage so schwierig gestaltet.

Ein Problem, das keiner sieht: Die schwierige Datenlage

Das Hauptproblem beginnt bei den Zahlen. Laut Kopelke mangelt es an einer umfassenden und standardisierten Erfassung von Messerangriffen. Erst ab 2025 sollen solche Vorfälle systematisch registriert werden.

Der Grund: Messerangriffe werden bislang nur erfasst, wenn sie direkt in einem Delikt wie Raub oder Körperverletzung verwendet werden. Das bloße Mitführen eines Messers – etwa eines Klappmessers oder Küchenmessers – bleibt in vielen Fällen unsichtbar.

Die bisherigen Zahlen zeichnen dennoch ein düsteres Bild. So waren 2023 nicht weniger als 10,9 Prozent aller Raubdelikte mit einem Messer verbunden. Besonders auffällig ist, dass vor allem junge Männer diese Waffen immer häufiger bei Übergriffen einsetzen.

Hinzu kommt, dass viele Streitereien – vom Familienstreit bis zur eskalierenden Auseinandersetzung unter Bekannten – zunehmend in Messerstechereien münden.

Lesen Sie auch:

Job-Benefits im Check: Diese Extras lohnen sich wirklich
Viele Unternehmen locken mit verlockenden Zusatzleistungen, doch nicht alles ist so attraktiv, wie es scheint. Welche Benefits Sie gezielt einfordern sollten und warum manche auf den zweiten Blick entlarvt werden.

Ein Flickenteppich bei den Maßnahmen

Die politischen Reaktionen auf die Messerkriminalität sind bislang ein Flickenteppich. Nach der tödlichen Messerattacke auf einem Stadtfest in Solingen im August 2023 verabschiedete die Ampelkoalition ein Sicherheitspaket, das auch Verschärfungen im Waffenrecht beinhaltete. Messerverbote auf Volksfesten, Sportveranstaltungen oder Weihnachtsmärkten sind seitdem möglich, und die Bundesländer haben weitergehende Befugnisse, Messerverbotszonen einzurichten.

Doch wie effektiv sind diese Regelungen? Laut der GdP mangelt es an Personal, um verdachtsunabhängige Kontrollen in den Waffenverbotszonen konsequent durchzuführen. "Die Polizisten können nicht überall sein, und die Überwachung der Verbote bleibt punktuell," kritisiert Kopelke.

Besonders in Bundesländern mit ohnehin knapp besetzten Polizeieinheiten, wie Mecklenburg-Vorpommern oder Sachsen-Anhalt, ist der Effekt begrenzt.

2023 verzeichnete die Polizei in Deutschland fast 9.000 Fälle von gefährlicher Körperverletzung mit Messern – ein Anstieg um 9,7 Prozent. Trotz neuer Gesetze fehlt es an flächendeckender Kontrolle und Prävention.

Regionale Unterschiede und internationale Einflüsse

Die Lage unterscheidet sich zudem stark von Bundesland zu Bundesland. Während Länder wie Brandenburg und Schleswig-Holstein von einem Anstieg der Messerangriffe berichten, sehen andere Regionen wie Mecklenburg-Vorpommern einen Rückgang.

Auch die sozialen und kulturellen Hintergründe spielen eine Rolle: Großstädte wie Berlin oder Frankfurt, in denen die soziale Durchmischung höher ist, verzeichnen tendenziell mehr Messerkriminalität.

Ein weiterer Faktor ist die Migration. Der Solinger Fall, bei dem ein Syrer mit mutmaßlichen Verbindungen zum IS mehrere Menschen tötete, hat die Debatte über Migration und Kriminalität neu entfacht.

Solche Einzelfälle lenken jedoch oft von den tieferliegenden Ursachen ab – wie etwa sozialer Perspektivlosigkeit und Gewaltbereitschaft in Teilen der Gesellschaft.

Moderne Technik und Prävention: Die möglichen Lösungen

Neben strengeren Gesetzen fordert die Polizei vor allem mehr Ressourcen, um präventiv tätig zu werden. Videoüberwachung und der Einsatz Künstlicher Intelligenz könnten helfen, potenzielle Täter frühzeitig zu identifizieren. Allerdings sind solche Maßnahmen nicht unumstritten.

Datenschützer warnen, dass ein massiver Einsatz moderner Überwachungstechnik die Privatsphäre einschränken könnte.

Prävention auf sozialer Ebene bleibt eine weitere Baustelle. Gewaltforscher weisen darauf hin, dass viele Messerangriffe in prekären Milieus stattfinden. Bessere Bildungs- und Arbeitsmarktchancen könnten langfristig helfen, Gewaltbereitschaft abzubauen. Doch solche Maßnahmen benötigen Zeit – Zeit, die die Opfer der aktuellen Welle nicht haben.

Politik
[InvestmentWeek] · 27.12.2024 · 19:00 Uhr
[1 Kommentar]
Frankfurter Börse
Frankfurt/Main - Der Dax ist am Montag mit leichten Kursgewinnen in die neue Handelswoche gestartet. Der Index stand zum Xetra-Handelsschluss bei 24.046 Punkten, 0,1 Prozent höher als am Freitag. An der Spitze der Kursliste rangierte zum Schluss mit dem größten Wertzuwachs die Aktie von Bayer - rund vier Prozent teurer als am Freitag war sie zu haben. Hintergrund waren positive […] (00)
vor 4 Minuten
Dave Mustaine
(BANG) - Dave Mustaine hat aus gesundheitlichen Gründen beschlossen, Megadeth nach einer letzten Tour aufzulösen. Die Band wird nächstes Jahr in Rente gehen, nachdem sie ihre Abschiedstour beendet und ein letztes Album veröffentlicht hat. Frontmann Dave verriet nun, dass er sich von Megadeth zurückziehen wolle, weil er wegen Arthritis und Rückenproblemen "nicht jede Nacht hundert Prozent geben […] (00)
vor 5 Stunden
QNAP veröffentlicht myQNAPcloud Surveillance
QNAP Systems, Inc., ein führender Innovator von Computer-, Netzwerk- und Speicherlösungen, kündigte heute die Einführung von myQNAPcloud Surveillance ab, einem speziellen Cloud-Sicherungsdienst für Überwachungsaufzeichnungen. Entwickelt für eine nahtlose Integration mi QNAPs lokaler QVR-Surveillance-Lösung, ermöglicht dieses neue Angebot die sichere, externe Speicherung kritischer Videodaten – […] (00)
vor 1 Stunde
Gaming in der Weihnachtszeit fasziniert viele
Glühwein, Gans und Games: Für Millionen Gamerinnen und Gamer ist die Weihnachtszeit gleich Gaming-Zeit. So freuen sich rund 4 von 10 Spielenden (37 Prozent) auf das gemeinsame Spielen von Games rund um Weihnachten. Das entspricht 16 Millionen Menschen in Deutschland ab 16 Jahren. Ein Viertel der Gamerinnen und Gamer (26 Prozent) hat sich vorgenommen, zu Weihnachten zusammen vor Ort mit anderen zu […] (00)
vor 1 Stunde
Bettina Ricklefs bleibt BR-Programmbereichsleiterin
Der BR-Rundfunkrat hat die Wiederberufung von Bettina Ricklefs bestätigt – und setzt damit weiter auf Kontinuität im stärksten fiktionalen Programmbereich des Senders. Der Bayerische Rundfunk hält an seiner langjährigen Fiction-Chefin fest: Wie der BR am Montag, 8. Dezember 2025, mitteilte, hat der Rundfunkrat der erneuten Berufung von Bettina Ricklefs als Leiterin des Programmbereichs Spiel-Film-Serie zugestimmt. Ricklefs, die den Bereich […] (00)
vor 4 Stunden
Bayern München - Hamburger SV
München (dpa) - Trainer Vincent Kompany gönnt Vielspieler Luis Díaz im Jahresendspurt des FC Bayern München einen Kurzurlaub. Möglich macht die ungewohnte Maßnahme eine Doppel-Sperre des kolumbianischen Fußball-Nationalspielers in dieser Woche. «Er wird einige Tage nicht hier sein», berichtete Kompany am Montag nach dem Abschlusstraining für das Champions-League-Spiel gegen Sporting Lissabon, bei dem der 28 Jahre alte Díaz nicht […] (01)
vor 46 Minuten
Die mächtigen Unbekannten: Wer wirklich Einfluss auf die globale Zukunft hat
Der unsichtbare Architekt der indischen Wissensökonomie Shiv Nadar gehört zu den einflussreichsten Unternehmern Indiens – und gleichzeitig zu den unbekanntesten Größen der globalen Tech-Welt. Seit den 1970er-Jahren hat er mit HCL Technologies ein Unternehmen aufgebaut, das heute zu den wichtigsten IT-Dienstleistern für internationale Konzerne zählt. In Indien gilt Nadar als Visionär: Er stiftete […] (00)
vor 18 Minuten
Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Landwirtschaft
Berlin, 08.12.2025 (lifePR) - Die Ausrichtung der Themenangebote im i.m.a-Bildungsmagazin „lebens.mittel.punkt“ wird mit der neuen Ausgabe sinnvoll erweitert: Jetzt orientieren sich die Unterrichtsbausteine im Heft auch an den Zielen einer „Bildung für nachhaltige Entwicklung“, wie sie von der Kultusministerkonferenz der Länder empfohlen werden. Wie sich diese Ziele an außerschulischen […] (00)
vor 1 Stunde
 
Martin Werding (Archiv)
Berlin - Der Wirtschaftsweise Martin Werding sieht den Vorschlag von Arbeitsministerin Bärbel […] (00)
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Archiv)
Wiesbaden - Zum Jahresende 2024 sind in Deutschland 28.800 als staatenlos anerkannte Menschen […] (00)
Abschiebungen
Brüssel (dpa) - Mehr und schneller abschieben, Schutzsuchende und Solidaritätsbeiträge […] (00)
Spannungen zwischen Kambodscha und Thailand
Bangkok/Phnom Penh (dpa) - Keine zwei Monate nach der Unterzeichnung eines Friedensabkommens […] (01)
Mit deutlicher Verspätung: Tubi startet «Cam Ward Story» erst Anfang Dezember
Eigentlich sollte die Cam-Ward-Doku schon im September 2025 starten. Nun legt Tubi den offiziellen Termin […] (00)
Annika Lott, Xenia Smits und Aimée von Pereira (v.l.n.r.)
Dortmund (dpa) - Die Unterstützung seiner Schüler ist Bundestrainer und Lehrer Markus Gaugisch […] (01)
Tori Spelling und Dean McDermott
(BANG) - Tori Spelling und Dean McDermott stehen sich nach ihrem Ehe-Aus noch immer nahe. Die […] (00)
Kultentwickler Suda51 sprach über “Romeo Is A Dead Man” und die Zukunft seines Studios 
Den großen Mainstream-Hit hat Suda 51 alias Goichi Suda zwar nie hingelegt. Durch den […] (00)
 
 
Suchbegriff