Merck KGaA überrascht mit starkem Quartalsergebnis dank Laborsparte und KI-Boom
Der Pharmariese und Technologiekonzern Merck KGaA konnte im dritten Quartal mit unerwarteten Gewinnen auftrumpfen, angetrieben durch eine deutliche Erholung seines Laborsegments. Besonders die Sparte für Arzneimittelproduktion verzeichnete ein kräftiges Wachstum. Der kürzlich getätigte strategische Zukauf des US-Krebsspezialisten Springworks Therapeutics verlieh der Pharmasparte zusätzlichen Schub, während der Aufschwung der Künstlichen Intelligenz das Geschäft mit Halbleitermaterialien förderte.
Vor einer Gruppe von Journalisten äußerte sich Finanzchefin Helene von Roeder anerkennend über die deutlichere Entwicklung der Umsätze in Richtung Jahresende und betonte, dass Merck aufgrund des schwachen Dollars seine Ambitionen bereits zweimal in diesem Jahr revidiert hatte. Die Aktie von Merck legte deutlich zu und erklomm ein Hoch seit Mai, mit einer Kurssteigerung von 6,4 Prozent auf 123,40 Euro. Dennoch liegt die Aktie im Jahresvergleich weiterhin etwa elf Prozent im Minus. Analyst Richard Vosser von JPMorgan zeigte sich beeindruckt von den robusten Quartalsergebnissen, insbesondere das operative Ergebnis übertraf die Erwartungen des Marktes. Mercks enge Jahresprognose signalisiert eine leichte Anhebung der Gewinnerwartungen. Konzernchefin Belen Garijo betonte, dass in allen drei Geschäftsbereichen organisches Wachstum verzeichnet wurde.
Währungseffekte, insbesondere der schwache Dollar, minderten jedoch die Gewinne. Trotz dieser Widrigkeiten stieg das bereinigte Ebitda um 3,1 Prozent auf knapp 1,7 Milliarden Euro. Überraschend trug der Verkauf eines „Priority Review Vouchers“ an die US-Behörde FDA positiv zum Ergebnis bei. Für das laufende Jahr prognostiziert Merck einen Umsatz zwischen 20,8 und 21,4 Milliarden Euro, mit einem bereinigten Ebitda von 6,0 bis 6,2 Milliarden Euro. Besondere Hoffnungen setzt das Unternehmen auf seine Halbleitersparte, die dank KI-Materialien weniger stark ausfallen soll als befürchtet. Zu Herausforderungen kommt es jedoch bei Verzögerungen bestehender Projekte und einem nach wie vor schwachen Standardchip-Geschäft.
Merck plant, das Laborgeschäft durch Übernahmen weiter zu stärken und in der Life Science-Sparte organisatorische Anpassungen vorzunehmen, um sich von der Post-Corona-Delle zu erholen. Um sein Pharmageschäft auszubauen, hat das Unternehmen Investitionen in die USA ins Auge gefasst, die den Fokus auf seltene Krankheiten legen. Dazu gehört auch eine Kooperation mit der US-Regierung, die die Bereitstellung günstigerer Fruchtbarkeitsbehandlungen und eine mögliche Befreiung von Pharmazöllen umfasst. Merck zielt ferner darauf ab, seine Präsenz in den USA, einem der wichtigsten Märkte für das Unternehmen, weiter auszubauen. Mit einem Viertel des weltweiten Umsatzes, generiert in den USA, und knapp 14.000 dortigen Arbeitsplätzen bleibt der Markt für den Konzern von zentraler Bedeutung.

