Linke wollen Streit um Bartsch rasch beenden
«In Anbetracht unserer Erfolge geht es zweifellos nicht um Rücktritte», sagte er der Zeitung «Neues Deutschland». Linken-Parteivize Klaus Ernst forderte in der «Berliner Zeitung», schnell wieder «Ruhe in den Laden» zu bringen. Bartsch wird von westlichen Parteigliederungen mangelnde Unterstützung des an Krebs erkrankten Vorsitzenden Oskar Lafontaine vorgeworfen.
Parteivize Ernst sieht in der Diskussion um Bartsch keinen politischen Machtkampf. «Das ist ein einfacher Loyalitätskonflikt», sagte er. Es sei selbstverständlich, dass ein Parteivorsitzender Anspruch auf Loyalität seines Geschäftsführers habe. «Ein Geschäftsführer muss wissen, dass er nicht Vorsitzender ist.» Bartsch habe Fehler begangen, «deshalb haben wir jetzt ein Problem, und das werden wir lösen. Daran arbeiten wir», sagte Ernst.
Die Linken-Landesverbände Nordrhein-Westfalen und Baden- Württemberg hatten in Briefen an Gysi den Rücktritt von Bartsch gefordert. Auslöser der Streitigkeiten ist das gespannte Verhältnis zwischen Lafontaine und dem aus dem Osten stammenden Bartsch. Die ostdeutschen Landesverbände stützen Bartsch.
Lafontaine lässt sich nach seiner Krebsoperation weiter Zeit für die Bekanntgabe seiner weiteren politischen Pläne. Vor einer Entscheidung will er noch weitere medizinische Untersuchungen abwarten. Fraktionschef Gysi erwartet, dass Lafontaine weiter politisch aktiv bleibt. «Ob direkt Bundespolitik oder indirekt über eine Rolle im Saarland - ich bin aber für direkte Bundespolitik», sagte Gysi der «Bild»-Zeitung (Samstag). Im «Neuen Deutschland» betonte er: «Meine Hoffnung hört natürlich nicht auf, dass er (...) sowohl im Bundestag bleibt als auch wieder als Vorsitzender der Partei kandidiert.»
Die Parlamentarische Geschäftsführerin der Linken im Bundestag, Dagmar Enkelmann, warnte davor, mit einer Ost-West-Konfrontation die Wahlerfolge ihrer Partei zu gefährden. Die Chance, bei der Wahl in Nordrhein-Westfalen in den Landtag einzuziehen, dürfe nicht leichtfertig verspielt werden, sagte sie der «Rheinpfalz am Sonntag».