Lehren aus dem Ahrtal – Bauweisen im Klimawandel
Inmitten der Diskussionen um die Ermittlungseinstellungen im Fall des Ahrtals zeichnet sich ein diffizileres Bild einer langfristig angelegten Problematik ab. Die jüngsten Ereignisse im Ahrtal werfen ein Schlaglicht auf eine beunruhigende Praxis: die intensiven Bebauungen von Flusstälern. Nach der verheerenden Flutkatastrophe, die vor drei Jahren erschütternde menschliche und materielle Verluste nach sich zog, stehen die Betroffenen erneut vor einer schwierigen Situation. Die Suche nach einem greifbaren Sündenbock bleibt unbefriedigt, denn die Wurzeln des Übels liegen weit vor der besagten Julinacht.
Das eigentliche Versäumnis präsentiert sich in der Missachtung der Eigenheiten der Natur, wo Häuser errichtet wurden und werden, die dem unberechenbaren Lauf der Gewässer im Wege stehen. Es manifestiert sich ein mutwilliges Ignorieren der lehrreichen Lektionen, die jedes natürliche Desaster bereithält, besonders in einem wohlhabenden Land wie Deutschland, das die Kapazitäten besitzt, konstruktive Schlüsse aus solchen Ereignissen zu ziehen.
Die fortwährende Praxis, an Orten zu bauen, an denen sich Wasser seinen Weg bahnen will, zeugt von einer gefährlichen Fahrlässigkeit. Dies nimmt umso stärkere Konturen an, wenn bedacht wird, dass klimatische Veränderungen vergleichbare Katastrophen in Zukunft nicht nur möglich, sondern wahrscheinlich machen. Der Grundsatz, klimagerichtet und damit sicher zu bauen, wird somit zu einer nicht nur ökologischen, sondern existenziellen Notwendigkeit. Deutschland steht vor der Herausforderung, sein Verhältnis zum Bauen grundlegend zu überdenken und eine Harmonie zwischen zivilisatorischen Ansprüchen und natürlichen Gegebenheiten herzustellen. Letztlich könnte das ein Schlüssel sein, um ähnlich gelagerte Tragödien in Zukunft zu verhindern. (eulerpool-AFX)