Kostendruck und Engpässe: Deutschlands Arzneimittelversorgung im Fokus
Die jüngsten Maßnahmen der deutschen Politik zur Bekämpfung von Medikamentenengpässen konnten aus Sicht des Pharmaverbands Pro Generika nicht die erhoffte Entspannung herbeiführen. Zwar zeigte sich bei Kinderarzneien eine Verbesserung, jedoch verschärfte sich die Situation bei essenziellen Arzneimitteln. Nach Angaben von Pro Generika ist keine umfassende Entlastung der Versorgungslage in Sicht. Besonders betroffen sind Antibiotika und ambulante Krebsmedikamente. Die Anzahl der kritischen Wirkstoffe, die trotz ihrer Relevanz nicht verfügbar sind, hat zugenommen.
Bemerkenswert ist, dass europäische Anbieter bei Ausschreibungen für diese Medikamente nur etwa die Hälfte der Zuschläge erhielten. Investitionen in den Ausbau oder Neubau von Produktionsstätten innerhalb Europas bleiben weiterhin aus. In Deutschland treten immer wieder Engpässe bei Medikamenten auf, darunter Schmerzmittel, Diabetespräparate und Antibiotika. 2022 beispielsweise waren Paracetamol-Fiebersäfte für Kinder in der Verfügbarkeit eingeschränkt. Die Regierung reagierte im Sommer 2023 mit einem neuen Lieferengpassbekämpfungsgesetz, das etwa Preisregelungen für Kinderarzneien lockerte und größere Vorratshaltungen vorschrieb.
Eine Studie des Berliner Iges-Instituts im Auftrag von Pro Generika zeigt, dass zumindest die Engpässe bei Kinderarzneien zurückgegangen sind. Der Ansatz des Gesetzes wurde von Bork Bretthauer, Geschäftsführer von Pro Generika, als positiv bewertet, da es Produktionsanreize für Unternehmen setzte. Dennoch beziehen 60 Prozent der Kinderarzneien ihre Versorgung nur von einem einzigen Hersteller. Das Beispiel von Paracetamol-Fiebersäften beleuchtet die Problematik: Teva, der israelische Mutterkonzern von Ratiopharm aus Ulm, ist Hauptanbieter und lobt die Anpassungen bei den Preisvorgaben.
Gleichzeitig warnte der Vorsitzende von Pro Generika, Andreas Burkhardt, dass die Maßnahmen nicht ausreichen, um zusätzliche Hersteller in die Produktion zu locken. Pro Generika, das Generikaunternehmen vertritt, hebt die Rolle dieser Medikamente als wesentlichen Bestandteil des Gesundheitssystems hervor. Der Kostendruck der Politik wird von Pharmaverbänden als ein Grund genannt, warum sich einige Hersteller aus der heimischen Produktion zurückgezogen haben. Aufgrund regulatorischer Preisstrukturen können steigende Kosten nicht an Verbraucher weitergegeben werden. Bei vielen Wirkstoffen ist Deutschland stark von Importen aus China und Indien abhängig, was zu weiteren Engpässen führen kann.
Ursachen sind hier Produktionsprobleme und eine massiv gestiegene Nachfrage. Pro Generika fordert nun, dass auch versorgungskritische Arzneien entlastet werden. Die finanzielle Belastung sei überschaubar: Bisher seien lediglich ein paar Millionen Euro notwendig, ein Bruchteil der geplanten Mehrkosten durch das neue Gesetz.

