Korruptionsskandal erschüttert ukrainischen Energiesektor
Die Ermittlungen rund um den ukrainischen Atomkonzern Energoatom nehmen weiter an Fahrt auf. Im Mittelpunkt steht eine Durchsuchung der privaten Räumlichkeiten des ehemaligen ukrainischen Energieministers Herman Haluschtschenko, der jetzt als Justizminister fungiert.
Das Justizministerium in Kiew versicherte uneingeschränkte Kooperation, um die Ermittlung vollständig und unvoreingenommen voranzutreiben. Es bekräftigt die strikte Haltung des Ministeriums gegen Korruption, wobei jedoch nähere Details zu den Vorwürfen bisher ausstehen.
Im Fokus der Untersuchungen steht ein riesiges Schmiergeldsystem im Zusammenhang mit Schutzmaßnahmen um Energieanlagen gegen russische Angriffe. Das Nationale Antikorruptionsbüro (NABU) berichtete von fünf Verhaftungen und sieben Verdachtsfällen. Dabei sollen Beträge von etwa 100 Millionen US-Dollar in den kriminellen Umlauf geflossen sein. Die Affäre betrifft auch enge Vertraute des Präsidenten Wolodymyr Selenskyj aus dessen ehemaliger Karriere als Schauspieler, was die Tragweite der Ermittlungen unterstreicht. Der Präsident forderte, dass jeder Verantwortliche, unabhängig seiner Position, zur Rechenschaft gezogen werde.
Energoatom versichert indes, dass die Umstände keinen Einfluss auf die Stabilität und Sicherheit der Kernenergieversorgung des Landes haben. Doch angesichts der schweren Vorwürfe könnte dieser Fall als größter Bestechungsskandal der Ukraine in Kriegszeiten in die Geschichtsbücher eingehen. Trotz etlicher Reformen bleibt die Ukraine eines der korruptionsanfälligsten Länder Europas, wie der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko mit Besorgnis betonte.
Parallel dazu rüstet sich die ukrainische Justiz mit Unterstützung des Geheimdienstes SBU gegen einen Ex-Vizeminister für Sozialpolitik. Ihm wird vorgeworfen, 2018 Haushaltsgelder zweckentfremdet zu haben, was den Staatsschaden auf über 480.000 Euro beziffert. Diese Entwicklungen unterstreichen die Herausforderungen, vor denen die Ukraine steht, während sie mit umfangreicher Hilfe des Westens ihre Unabhängigkeit verteidigt und gleichsam gegen interne Korruption kämpft.

