Kommt der Handelsdeal noch vor Sonntag?
• Bisher noch keine Einigung in Sicht
• Analysten positiv gestimmt
Und täglich grüßt der Handelsstreit
Kein anderes Element hat die internationalen Aktienmärkte dieses Jahr so im Griff gehabt, wie der sino-amerikanische Handelsstreit. Immer wieder führten im Jahresverlauf verschiedenste Wendungen in der Zollspirale zu großen Ausschlägen an den Märkten. In dieser Woche war die Volatilität wieder besonders hoch. Hintergrund ist, dass am 15. Dezember eine wichtige Frist in dem Zollkonflikt abläuft: Kommt es bis zum Sonntag zu keiner Einigung, werden zusätzliche US-Strafzölle von 15 Prozent auf chinesische Waren mit einem Wert von circa 160 Milliarden US-Dollar erhoben.
"Phase eins"-Abkommen lässt auf sich warten
Noch im Oktober hatte US-Präsident Donald Trump ein "Phase eins"-Teilabkommen mit der Volksrepublik verkündet und auf eine angekündigte Anhebung von Strafzöllen auf chinesische Produkte mit einem Wert von 250 Milliarden US-Dollar verzichtet. Seit dieser Verkündung ist bislang jedoch noch kein wie auch immer gearteter Deal unterzeichnet worden. Zwar wurde seitdem seitens Präsident Trump schon mehrmals davon gesprochen, ein Abkommen mit China sei "möglicherweise sehr nah", und China hatte den USA zugestanden, beim Diebstahl von geistigem Eigentum künftig härter durchzugreifen, doch aufgrund eines ausbleibenden Durchbruchs scheinen sich Anleger angesichts des Ablaufs der wichtigen Frist am Sonntag erstmal an der Seitenlinie halten zu wollen.
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Noch haben einige Analysten allerdings die Hoffnung nicht aufgegeben, dass es vor Sonntag doch noch zu einem entscheidenden Durchbruch oder gar zu einem Abkommen kommen könnte. So verlautete Kenny Polcari von Slatestone Wealth in der CNBC-Sendung "Street Signs", dass er fest damit rechne, dass noch vor Sonntag eine Art Deal verkündet würde: "Sie werden kommen und sagen ‚Wir haben einen Deal… wir arbeiten noch an der Feinarbeit, den Details. Aber als Zeichen unseres guten Glaubens werden wir keine Zölle erheben.‘".
Auch Eric Robertson erklärte gegenüber CNBC, dass er wenn auch nicht unbedingt von einem fertigen Deal, zumindest von einer Annäherung der beiden Streit-Nationen ausgehe: "Ich glaube, dass wir möglicherweise etwas in dieser Art sehen werden: ‚Wir verhandeln immer noch, wir sind schon auf der Zielgeraden, wir warten darauf, es zu Papier zu bringen, die Zölle werden am 15. [Dezember] in Kraft treten, aber wir werden in den nächsten sechs Monaten keine Einnahmen daraus sammeln‘".
Zuletzt hatten widersprüchliche Nachrichten unter Anlegern für Verwirrung gesorgt. So hatte das Wall Street Journal erst kürzlich berichtet, dass die anstehenden Zölle verschoben werden könnten. Ein US-Wirtschaftsberater hatte jedoch verlautet, dass derzeit über eine Verschiebung noch keine Entscheidung getroffen worden sei, wie die Deutsche Presseagentur berichtete. Thu Lan Nguyen von der Commerzbank kommentierte gegenüber der dpa, dass es danach aussehe, die Zoll-Entscheidung könnte "erst in letzter Sekunde" fallen. Es bleibt also weiterhin spannend im US-chinesischen Handelsstreit.