Kleidertausch der besonderen Art: Umweltaktivisten setzen ein Zeichen gegen Fast Fashion
In einer außergewöhnlichen Aktion haben Umweltschützer weggeworfene Kleidungsstücke von afrikanischen Müllhalden eingesammelt, um sie im Internet als Geschenkaktion anzubieten. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) präsentiert auf ihrer Webseite „reclaim-responsibility.de“ insgesamt 40 ausgewählte Shirts, Röcke, Rucksäcke und Westen. Interessenten konnten diese einzigartigen Stücke gegen eine Portogebühr und ein Pfand für die Mehrweg-Verpackung erwerben. Innerhalb kürzester Zeit wurden viele dieser Kleidungsstücke vergeben und als "gerettet" markiert.
Die Aktion der DUH ist Teil einer kritischen Auseinandersetzung mit der Überproduktion von Textilien im Kontext des alljährlichen Shopping-Events Black Friday. Sie macht auf die negativen Folgen von Fast Fashion aufmerksam, einem Phänomen, bei dem billige Kleidung gekauft und nach kurzer Zeit entsorgt wird. Massenkonsum dieser Art führt zu wachsenden Kleidermüllbergen, die beispielsweise in Ghana auf Deponien enden. Nahezu ein Drittel der Altkleider-Sammlungen in Deutschland findet seinen Weg auf den afrikanischen Kontinent.
Die Umweltschützer sind über das Phänomen Fast Fashion zutiefst besorgt. Diese Modeerscheinung verschwendet wertvolle Ressourcen und trägt erheblich zur Umweltverschmutzung bei. Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH, kritisiert, dass 70 Prozent der Kleidung heute aus nicht recycelbaren synthetischen Fasern besteht. Sie fordert von Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) stärkere Regulierungen, um die Folgen dieser Massenproduktion für Mensch und Umwelt zu reduzieren.
Viola Wohlgemuth, eine engagierte DUH-Umweltschützerin, besuchte kürzlich Accra, Ghana, um die Lage vor Ort zu evaluieren. In Zusammenarbeit mit einem lokalen Partner sammelte sie auf mehreren Mülldeponien Kleidungsstücke, die sie reinigte, reparierte und nach Europa zurückbrachte. Ihre Eindrücke von den unzähligen Textilbergen, die einst Sandstrände besiedelten, sind alarmierend. Sie sieht dringenden Handlungsbedarf in der Modeindustrie, die aktuell auf nicht recycelbare Plastik-Textil-Mischgewebe setzt und somit jeden Recyclingansatz ad absurdum führt.
Die Deutsche Umwelthilfe fordert, dass mit der Einführung einer erweiterten Herstellerverantwortung das Bundesumweltministerium sicherstellt, dass die Verantwortung der Produzenten über den Verkauf hinaus bis zum Lebensende eines Produkts reicht. Einnahmen aus dieser Verantwortung könnten in einen Fonds zur Förderung nachhaltiger Geschäftsmodelle fließen.

