Kaum Aussichten auf Wiederbeginn des Flugverkehrs

Hamburg (dpa) - Wohl noch nie hat eine Naturgewalt Mensch und Maschinen so in die Schranken gewiesen: Die Aschewolke des isländischen Vulkans macht das Fliegen über fast ganz Europa weiter unmöglich. Hoffnung auf Besserung ist nach isländischen Angaben nicht in Sicht.

An diesem Sonntag kommen deshalb viele Staatsgäste nicht zur Trauerfeier für Polens Präsident Lech Kaczynski. US-Präsident Barack Obama will jedoch anreisen. Bundeskanzlerin Angela Merkel schlug sich noch per Auto und Bus quer durch Europa. Millionen Menschen können in den kommenden Tagen Geschäfts- und Urlaubsreisen abschreiben. Angehörige der vier in Afghanistan getöteten Soldaten müssen weiter darauf warten, dass die Särge nach Deutschland kommen.

Der deutsche Luftraum sollte nach Angaben der Flugsicherung bis mindestens 8.00 Uhr am Sonntagmorgen gesperrt bleiben. In weiten Teilen Frankreichs oder auch in Norditalien wurden Airports bereits bis Montag geschlossen.

Meteorologen und Vulkanologen in Reykjavik erklärten am Samstag übereinstimmend, dass der Vulkan unter dem Gletscher Eyjafjalla weiter riesige Mengen Dampf und Asche in die Atmosphäre stößt und Änderungen nicht in Sicht sind. Das werde «sicher noch Tage, vielleicht aber auch Wochen oder Monate so weitergehen».

Die Aschewolke wirbelte am Samstag in zwei Ausläufern über dem Kontinent. Im europäischen Luftraum gab es nur geschätzte 5000 der üblichen rund 22 000 Flüge, wie die für 38 Länder zuständige Flugsicherheitsbehörde Eurocontrol in Brüssel mitteilte.

Die Teilchen aus der Vulkanasche können die Triebwerke und Sensoren von Flugzeugen in vielen Kilometern Höhe beschädigen und nehmen Piloten außerdem die Sicht. Jeder Tag dieser Art kostet die Branche laut Flugverband IATA etwa 150 Millionen Euro.

Hunderttausende sitzen überall in Europa fest. Viele müssen sich mit Zügen, Mietautos oder Bussen durchschlagen. Allein auf den Kanarischen Inseln harren rund 30 000 Reisende aus, auch auf Mallorca und den übrigen Balearen-Inseln sind es Tausende.

Die Deutsche Bahn setzte für die vielen Flugreisenden, die ihre Pläne ändern mussten, auch am Samstag mehr Züge und Personal ein, wie ein Sprecher in Berlin sagte.

Trotz allem wollte US-Präsident Barack Obama am Sonntag zur Trauerfeier für den polnischen Präsidenten Lech Kaczynski anreisen, der vor einer Woche bei einem Flugzeugabsturz getötet worden war. Andere Spitzenpolitiker wie Spaniens Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero sagten ab.

Ob Merkel zum Staatsbegräbnis nach Krakau reisen kann, sollte sich in der Nacht zum Sonntag entscheiden. Die Kanzlerin musste auf ihrer Rückreise aus den USA zunächst in Lissabon stoppen und dann in Rom. Mit einer Limousine fuhr sie nach Bozen, wo sie übernachten wollte. An diesem Sonntag wollte Merkel im Bus nach Deutschland zurückfahren. Im Gespräch war, dass Merkel sowie Außenminister Guido Westerwelle und Bundespräsident Horst Köhler per Hubschrauber nach Polen kommen.

Der Rücktransport der vier am Donnerstag in Nordafghanistan getöteten Bundeswehrsoldaten verzögert sich. Die Maschine mit zwei schwer verletzten Soldaten musste in der Türkei zwischenlanden. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), der die Männer begleitete, sagte: «Sie sind hier, so ist mir gesagt worden, in besten Händen.»

Laut Eurocontrol sind in den meisten Teilen Nord- und Mitteleuropas für zivile Maschinen keine Starts oder Landungen möglich. Nur in Südeuropa wie weiten Teilen Spaniens, im Südbalkan, in Süditalien, Griechenland oder der Türkei blieb der Luftraum offen.

In einigen der gesperrten Gebiete sei der obere Luftraum zwar prinzipiell frei. Dieser Luftraum sei wegen der geschlossenen umliegenden Gebiete aber schwer erreichbar.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wies darauf hin, dass Menschen mit Asthma und Atemwegserkrankungen wegen der Miniteilchen in der Aschewolke Probleme bekommen könnten. Allerdings nur, wenn die kleinen Partikel, die zurzeit noch in hoher Höhe fliegen, auf die Erde fallen.

Für den Fall, dass die Sperrungen aufgehoben werden, fordern die deutschen Fluggesellschaften bereits eine kurzfristige Aufhebung des Nachtflugverbots. Die Politik müsse unbürokratisch helfen, damit Passagiere dann schnell an ihr Ziel kommen.

Das Wetter kommt dem gelähmten Europa und dem Luftverkehr nicht zu Hilfe, was in diesem Falle Regen wäre, der die Asche aus der Luft spült. Laut Deutschem Wetterdienst bleibt es in Deutschland schön. Und am Himmel still.

Vulkane / Luftverkehr / Island
17.04.2010 · 18:51 Uhr
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