Kapitalströme fließen: Deutscher Start-up-Markt im Aufwind
Deutsche Start-ups profitieren aktuell von einem vereinfachten Zugang zu Kapital, insbesondere im Technologiebereich. Laut dem neuesten Bericht von Atomico, einem etablierten Risikokapitalgeber aus London, könnten deutsche Tech-Unternehmen in diesem Jahr Investitionen in Höhe von rund 7,4 Milliarden Dollar (etwa 6,4 Milliarden Euro) erhalten. Dies entspräche einem Anstieg von gut zehn Prozent im Vergleich zu 2024. Deutschland positioniert sich damit direkt hinter Großbritannien auf dem zweiten Platz in Europa. Insgesamt steigen die Wagniskapitalinvestitionen europaweit um sieben Prozent, was einem Anstieg auf 44 Milliarden Dollar entspricht.
Tom Wehmeier, Partner bei Atomico, betont die zunehmende Bedeutung von Technologie, die längst über einen regulären Wirtschaftszweig hinausgeht. Als zentrale Kraft beeinflusst sie inzwischen Bereiche wie Verwaltung, Verteidigung, Energie, Banken und Gesundheit. Besonders gefragt sind derzeit Investitionen in Deep Tech und Künstliche Intelligenz, auf die 36 Prozent der Investitionen entfallen. Des Weiteren haben sich die Investitionen in Rüstungstechnologie um 55 Prozent erhöht und belaufen sich nun auf 1,6 Milliarden Dollar. Herausragend ist hier das Münchner Start-up Helsing, das mit seiner Spezialisierung auf KI für die Rüstungsbranche im Juni beeindruckende 660 Millionen Dollar einwerben konnte.
Auch die deutsche Investorenlandschaft zeigt eine positive Entwicklung. Nachdem im Jahr 2024 London das Zentrum der größten Wagniskapitalfonds Europas war, haben es nun drei deutsche Fonds in die Top Ten geschafft.
Die Investitionen in Künstliche Intelligenz werden 2025 in Europa voraussichtlich 14 Milliarden Euro erreichen, mit Vorreitern wie DeepL aus Köln und Aleph Alpha aus Heidelberg. Trotz dieser Erfolge bleibt die USA mit 146 Milliarden Dollar an Investitionen in KI deutlich voraus. Dieser Rückstand zeigt sich auch in der Abwanderungstendenz europäischer Techfirmen in die USA, die von einem größeren Investitionsvolumen profitieren.
Ein weiteres Hemmnis für Europa ist die Fragmentierung innerhalb des Kontinents. Die nationale Vielfalt an Vorschriften und das geringere Engagement großer Unternehmen in Start-ups im Vergleich zu den USA verlangsamen die Innovationskraft. Atomico fordert einen einheitlichen rechtlichen Rahmen, der Gründungen und Kapitalbeschaffung schneller und einfacher ermöglicht.

