Jay Shah: Ein kometenhafter Aufstieg im Weltcricket
Der Name Jay Shah dürfte bei Cricket-Fans weltweit zunehmend bekannter sein, denn seine Karriere in der Cricket-Verwaltung hat in rasender Geschwindigkeit Fahrt aufgenommen. In den frühen 2000er Jahren begann Shah, damals noch ein junger Cricket-Beamter in Ahmedabad, zunächst auf lokaler Ebene. Doch schon bald erklomm er Stufe um Stufe die Karriereleiter: Erst übernahm er 2019 die Leitung des indischen Cricket-Verbandes BCCI, und nun, im Alter von nur 36 Jahren, ist er zum jüngsten Vorsitzenden des International Cricket Council (ICC) ernannt worden.
Doch Shah hat mehr als Grund, seinem familiären Netzwerk zu danken, besonders seinem Vater Amit Shah, Indiens Innenminister und rechte Hand von Premierminister Narendra Modi. Beide entstammen der Hindu-nationalistischen Organisation, die zur mächtigen Bharatiya Janata Party (BJP) führte. Dieser familiäre Background hat Jay Shah den Weg bereitet, denn trotz seiner leidenschaftlichen Hingabe für Cricket hätte er ohne die einflussreiche Position seines Vaters wohl kaum eine solch steile Karriere hingelegt.
Der Einfluss von Amit Shah und Narendra Modi auf Jay Shahs beruflichen Werdegang ist unübersehbar, auch wenn er selbst jede Bevorzugung vehement bestreitet. Unter Jay Shahs Führung hat sich der Umsatz des BCCI nahezu verdoppelt, und die Gründung der Women's Premier League zeigte, dass er mehr als nur ein gut vernetzter Funktionär ist. Dennoch bleibt Kritik nicht aus; von logistischen Pannen bei Turnieren bis zu fortbestehender Korruption innerhalb der regionalen Cricket-Verbände.
International blickt die Cricket-Gemeinschaft mit gemischten Gefühlen auf Jay Shahs Aufstieg. Indien genießt durch seine riesige Bevölkerungszahl eine gewaltige Marktstellung in der Welt des Crickets, und die Angst ist, dass dieser Einfluss mehr politischen als sportlichen Interessen dienen könnte. Vor allem in Pakistan sieht man der Entwicklung mit Sorge entgegen, da die Beziehungen zwischen den beiden Ländern alles andere als rosig sind. Jay Shahs bisherige Haltung gegenüber Pakistan deutet auf eine weitere Verschärfung der Spannungen hin, zumal die Teilnahme indischer Cricketer an der kommenden Champions Trophy in Pakistan derzeit auf der Kippe steht.
Der bemerkenswerte Aufstieg Jay Shahs ist ein Indiz dafür, wie sehr Politik und Cricket in Indien verflochten sind. Gleichzeitig wirft er ein Schlaglicht auf das Thema Nepotismus, welches die indische Politik seit jeher begleitet. Ein möglicher Nachfolger von Shah im BCCI, Rohan Jaitley, Sohn des verstorbenen Politikers Arun Jaitley, zeigt, dass dieses Phänomen vielleicht noch lange nicht an sein Ende gekommen ist.

