Italien stoppt Auslieferung von Nord-Stream-Anschlagsverdächtigem an Deutschland
Italien hat überraschend die geplante Auslieferung von Serhij K., des mutmaßlichen Drahtziehers der Nord-Stream-Anschläge 2022, an Deutschland gestoppt. Das oberste Gericht in Rom, der Kassationshof, hob die Entscheidung der Vorinstanz auf, was bedeutet, dass ein neu zusammengesetztes Gericht den Fall erneut beurteilen muss. Der 49-jährige Ukrainer wird von der Bundesanwaltschaft des gemeinschaftlichen Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion und verfassungsfeindlicher Sabotage beschuldigt. Nach Angaben des Anwalts von Serhij K., Nicola Canestrini, führte das Gericht an, dass während des Verfahrens in Italien die Rechte seines Mandanten verletzt wurden. Diese Entscheidung gibt Anlass zur Hoffnung für K., der seit seiner Verhaftung im Sommer in einem Hochsicherheitsgefängnis in Norditalien einsitzt. Ein Antrag auf Freilassung wird von der Verteidigung in Erwägung gezogen.
Die Anschläge auf das deutsch-russische Prestigeprojekt Nord Stream sorgten weltweit für Schlagzeilen, als nach mehreren Sprengungen im Jahr 2022 die Pipelines so stark beschädigt wurden, dass kein Gas mehr transportiert werden konnte. Im Zuge der Ermittlungen wurde bekannt, dass K. laut Bundesanwaltschaft ein siebenköpfiges Team leitete, das unter anderem eine Segeljacht in Deutschland anmietete, um die Anschläge durchzuführen.
Obgleich der Beschluss des italienischen Kassationshofs eine Wende darstellt, bleibt ungewiss, ob Polen einen weiteren festgenommenen Ukrainer, Wolodymyr Z., ebenfalls an Deutschland ausliefern wird. Die Entscheidung in diesem Fall wird für Freitag erwartet. Z. soll einer der Taucher gewesen sein, die an den Anschlägen beteiligt waren.
