Indien verschärft Werberichtlinien für Alkohol und Tabak
Indien plant eine weitreichende Verschärfung der Werberichtlinien, die nicht nur direkte Alkoholwerbung untersagt, sondern auch Umgehungslösungen wie sogenannte "Surrogat-Werbung" und Sponsoring von Veranstaltungen verbietet. Unternehmen wie Carlsberg, Pernod Ricard und Diageo könnten ihre Vermarktungsstrategien aufgrund dieser neuen Regularien grundlegend überdenken müssen.
Umgehungswerbungen zeigen häufig vermeintlich harmlose Produkte wie Wasser, Musik-CDs oder Glaswaren, die mit Logos und Farben des eigentlichen Hauptprodukts gekennzeichnet sind und oft von Bollywood-Stars beworben werden. Diese Praxis wird künftig streng überwacht und bestraft – einschließlich potenzieller Geldbußen und Werbeverbote für Prominente, die solche irreführenden Anzeigen unterstützen.
"Man kann Produkte nicht auf Umwegen bewerben," betont Nidhi Khare, die oberste Zivilbeamtin für Verbraucherfragen, und kündigt an, dass die endgültigen Vorschriften innerhalb eines Monats veröffentlicht werden sollen. Bei Verstößen drohen Unternehmen und Prominente Geldstrafen von bis zu 5 Millionen Rupien (etwa 60.000 USD) und ein bis dreijährige Werbeverbote.
Ein prominentes Beispiel ist Carlsbergs Tuborg-Wasserwerbung, die populäre Filmstars auf einer Dachparty zeigt und Slogans verwendet, die an Bierwerbungen erinnern. Konkurrenzunternehmen wie Diageo nutzen ähnliche Taktiken, etwa die Nutzung der schwarz-weißen Terrier in einer YouTube-Werbung für ihr Black & White Ginger Ale, das Millionen Aufrufe verzeichnet.
Indien, der achtgrößte Alkoholmarkt der Welt gemessen am Volumen, mit Jahresumsätzen von geschätzten 45 Milliarden USD, zieht aufgrund wachsender Wohlstandsschichten und einer großen Bevölkerung internationaler Brauereien wie United Breweries (Teil der Heineken-Gruppe) an. Diageo und Pernod besitzen zusammen einen Marktanteil von etwa einem Fünftel, wobei Indien etwa zehn Prozent der globalen Einnahmen von Pernod Ricard ausmacht.
Die neuen Vorschriften zielen auf "Markenerweiterungen" ab, die als direkte Verwandte von Alkoholprodukten gelten. Die Strafen, die im Rahmen des Verbraucherschutzgesetzes verhängt werden, könnten drastische Auswirkungen auf die Marketingstrategien der Hersteller haben. Einiges an Widerstand wird bereits deutlich, doch es wird klargestellt, dass Indien keine Werbung gegen echte Markenerweiterungen hat – vorausgesetzt, sie zeigen das tatsächlich angebotene Produkt und nicht versteckt einen Alkohol.
Gesundheitlich gesehen, bezeichnet die Weltgesundheitsorganisation solche umfassenden Werbeverbote als effektive Maßnahmen zum Schutz der öffentlichen Gesundheit. Daten zeigen, dass der Alkoholkonsum in Indien bis 2030 auf fast 7 Liter pro Kopf ansteigen wird.
Indien orientiert sich bei diesen Maßnahmen an den globalen Best Practices, wie sie in Ländern wie Norwegen zu finden sind, das Werbung für Alkohol und verwandte Produkte streng reguliert. Solche Vorschriften haben sich dort als wirksam erwiesen und letztlich den Alkoholkonsum reduziert.
Die neuen Richtlinien verbieten explizit die Vermarktung von Produkten wie Limonade oder Musik-CDs, die mit Labels und Designs ähnlich denjenigen von Alkoholprodukten versehen sind. Ziel ist es, irreführende Werbung zu unterbinden und die positiven Markenaspekte für den Verbraucher zu klären.
Insgesamt werden diese Maßnahmen als radikaler Schritt für eine strengere Marktregulierung betrachtet, die darauf abzielt, die öffentliche Gesundheit zu schützen und irreführende Marketingpraktiken zu verhindern.