Hundefutter: Viele der in Deutschland verkauften Rohfleischfutter sind mit krankmachenden Keimen belastet
Hundefutter mit rohem Fleisch gelten als besonders artgerecht und gesund für das Tier. In der Theorie stimmt das auch. Allerdings enthüllte nun eine Studie, dass viele der in Deutschland und auch in der Schweiz verkauften Rohfleischfutter mit resistenten Keimen verunreinigt sind, die nicht nur unseren besten tierischen Freund, sondern auch uns selbst krankmachen können. Unter den gefundenen Keimen waren etwa Salmonellen. Die Erreger können über Futter, Kot oder den Kontakt mit dem Tier auch auf Menschen übertragen werden.
Rohfleischfutter als gesunde Alternative?
Hunde und Katzen sind in Deutschland ohne jeden Zweifel die am meisten verbreiteten Haustiere. Bei der Ernährung der Tiere ist es wie bei Menschen: Auch unsere tierischen Begleiter ernähren sich nicht immer unbedingt gesund. Viele Tiere werden überfüttert, und in Trockenfutter und Futterkonserven können sich durchaus auch Schadstoffe finden. Viele Besitzer sind daher zu einer artgerechteren Ernährung übergegangen und ernähren ihre Hunde mit rohem Fleisch oder Rohfleisch-basierten Futtermitteln. Dass das keineswegs immer die bessere Alternative ist, zeigt eine Studie von Magdalena Nüesch-Inderbinen und ihrem Team von der Universität Zürich.
Der Verdacht der Forscher: Da viele derartige Futtermittel aus Schlachtabfällen hergestellt und nicht gekocht oder pasteurisiert werden, könnte eine erhöhte Gefahr der Verunreinigung durch Erreger vorliegen. Auch rohes Fleisch aus dem Laden ist übrigens nicht immer die beste Lösung: „ Rohes, im Laden verkauftes Fleisch wurde schon häufiger als Quelle für eine Ansteckung mit antibiotikaresistenten Bakterien identifiziert„, so das Team.
Erschreckend viele Futtermittel sind mit Erregern belastet
Für ihre Studie kauften die Forscher dann im Herbst 2018 insgesamt 47 verschiedene Rohfleischfutter von acht verschiedenen Lieferanten. Dabei bezogen sie die Futter von acht verschiedenen Läden und Onlineshops. Die Fleischsorten gingen von gewöhnlichem Fleisch wie Rind, Huhn Ente und Lamm bis hin zu exotischeren Alternativen wie etwa Elch oder Strauß. Die gekauften Futtermittel wurden dann auf das Vorkommen von Erregern wie E. coli, Salmonellen und resistenten Enterobakterien hin untersucht.
Das Ergebnis sollte Hundebesitzer erschrecken: 72,5 Prozent der untersuchten Proben enthielten mehr Enterobakterien als nach EU-Grenzwerten zulässig ist. Zwei der Proben waren außerdem mit Salmonellen kontaminiert. „ Die Bedeutung dieser Funde sollte nicht unterschätzt werden, denn Salmonellen sind für anfällige Personen wie Kleinkinder, Schwangere, Ältere und immungeschwächte Menschen ein schweres Gesundheitsrisiko„, warnen die Forscher. Außerdem fand das Team in 62 Prozent der Proben antibiotikaresistente Bakterien, unter anderem mehrfach resistente ESBL-Keime.
Tierbesitzer sollten auf Hygiene achten
Die Forscher zogen aufgrund ihrer Ergebnisse das Fazit, das Rohfleischfutter ein nicht unbeachtliches Gesundheitsrisiko darstellt – und das nicht nur für die Tiere. Denn eine Übertragung der Erreger auf den Menschen ist alles andere als unwahrscheinlich. Dies kann über Kontakt mit dem Futter, dem Kot der Tiere oder auch den Tieren selber geschehen. „ Dass wir bei über 60 Prozent der Proben ESBL-bildende Bakterien gefunden haben, ist wirklich erschreckend. Darunter waren auch einige Escherichia coli-Typen, die bei Menschen und Tieren Infektionen auslösen können„, so Nüesch-Inderbinen. In zwei Proben fand sich außerdem ein Resistenzgen, das erst vor wenigen Jahren in China nachgewiesen werden konnte.
Hunde- und Katzenbesitzer sollten, die ihre Tiere mit rohem Fleisch oder mit Rohfleischfutter füttern, sollten daher verstärkt auf Hygiene achten und sich des damit einhergehenden Risikos bewusst sein, dass ihr Tier multiresistente Keime in sich trägt und diese verbreiten kann.