Hintergrund: Das Team Steinmeier

Potsdam (dpa) - SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier hat am vergangenen Donnerstag in Potsdam sein Team für die Bundestagswahl am 27. September vorgestellt.

In dem «Schattenkabinett» hat er zehn Frauen und acht Männer an seiner Seite - mit Ausnahme von Gesundheitsministerin Ulla Schmidt alle SPD-Bundesminister, einige Bundestagsabgeordnete, aber auch unbekannte Gesichter. Es folgt das «Team Steinmeier» in Kurzporträts:

HARALD CHRIST (37): Unternehmer mit SPD-Parteibuch. Aus Rheinland-Pfalz, Sohn eines Opel-Arbeiters. Machte ohne Studium eine steile Karriere in der Finanzbranche. Wurde als Chef einer Beteiligungsgesellschaft Multimillionär. In Berlin vorübergehend Generalbevollmächtigter bei der Privatbank Weber. Arbeitet heute als Finanzinvestor bei mittelständischen Unternehmen in Berlin. Im Team zuständig für den Mittelstand.

KARIN EVERS-MEYER (59): Behindertenbeauftragte der Bundesregierung. Aus Niedersachsen, früher Journalistin. Seit 2002 im Bundestag. Prüft als Bundesbeauftragte, wie behindertentauglich Gesetzespläne sind. Gleiches Spezialgebiet im SPD-Team.

UDO FOLGART (53): Vizepräsident des Deutschen Bauernverbands und SPD-Landtagsabgeordneter in Brandenburg. Zu DDR-Zeiten fünf Jahre Chef einer Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG). Bewirtschaftet heute einen Betrieb mit Ackerbau und Kühen. Im Verband für die Milchwirtschaft zuständig. Steinmeiers Agrar-Experte.

DAGMAR FREITAG (56): Sportpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion. Aus Nordrhein-Westfalen. Als Vizepräsidentin des Deutschen Leichtathletikverbands im Kampf gegen Doping aktiv. Außerdem überzeugte Tierschützerin. Kümmert sich um den Sport.

SIGMAR GABRIEL (49): Bundesumweltminister. Gelernter Lehrer, ehemaliger niedersächsischer Ministerpräsident und zwischendurch auch mal Pop-Beauftragter der SPD («Siggi Pop»). Ausgestattet mit großem Talent als Redner und nicht minder Ehrgeiz. Wird, falls die SPD in die Opposition muss, auch als künftiger Fraktionschef gehandelt.

HUBERTUS HEIL (36): SPD-Generalsekretär. Ebenfalls aus Niedersachsen, Studium der Politikwissenschaft und Soziologie. Wirkte daran mit, dass Steinmeier Parteivize wurde, damals noch unter SPD-Chef Kurt Beck. Kümmert sich um den Bereich Neue Medien.

BARBARA HENDRICKS (57): SPD-Schatzmeisterin. Aus Nordrhein-Westfalen. Klassische Polit-Karriere: Sprecherin des nordrhein-westfälischen Finanzministeriums, Ministerialrätin im NRW-Umweltministerium, seit 1994 im Bundestag. Neun Jahre Staatssekretärin im Finanzministerium. Seit Oktober 2007 für die SPD-Parteikasse zuständig. Im SPD-Team jetzt auch für Verbraucherfragen und Anlegerschutz.

BARBARA KISSELER (59): Chefin der Berliner Senatskanzlei. Eigentlich aus Nordrhein-Westfalen. Studierte Germanistin und Theaterwissenschaftlerin, dann Leiterin des Kulturamtes Düsseldorf, Abteilungsleiterin Kultur im Wissenschaftsministerium in Hannover und Kultur-Staatssekretärin in Berlin. Einzige Frau in der 16er-Runde der Chefs der Staats- und Senatskanzleien. Gilt als durchsetzungsstark. Zuständig für Kultur.

ULRIKE MERTEN (57): Vorsitzende des Bundestags-Verteidigungsausschusses. Aus Nordrhein-Westfalen, gelernte Drogistin, später Geschäftsführerin. Seit 1998 im Bundestag, seither auch im Verteidigungsausschuss und mit entsprechend Fachkenntnis. In der Öffentlichkeit bislang wenig in Erscheinung getreten. Gegenspielerin von Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU).

ANDREA NAHLES (39): stellvertretende SPD-Vorsitzende. Aus Rheinland- Pfalz, Literaturwissenschaftlerin, vom linken Parteiflügel, aber auch bekennende Katholikin. Sorgte mit der Kandidatur als SPD-Generalsekretärin einst für den Rücktritt von SPD-Chef Franz Müntefering. Inzwischen wieder ausgesöhnt. Im «Regierungsteam» für Bildung zuständig.

THOMAS OPPERMANN (55): Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion. Aus Niedersachsen, früher Verwaltungsrichter und Wissenschaftsminister in Hannover. Erst seit 2005 im Bundestag, aber mit Blitzkarriere. Als SPD-Obmann im BND-Untersuchungsausschuss sorgte er mit dafür, dass Steinmeier aus der Schusslinie kam. Jetzt das sozialdemokratische Gegenstück zu Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU).

CAROLA REIMANN (41): Gesundheitsexpertin der SPD-Bundestagsfraktion. Aus Nordrhein-Westfalen. Promovierte Naturwissenschaftlerin, Spezialfach Biotechnologie. An der Aushandlung der Gesundheitsreform 2007 beteiligt. Kennt die Schnittstelle von Wissenschaft und Wirtschaft. Soll nun der Forschungspolitik ein Gesicht geben. Möglicher Ersatz für Gesundheitsministerin Ulla Schmidt.

OLAF SCHOLZ (51): Bundesarbeitsminister. Rechtsanwalt, ehemaliger Innensenator von Hamburg und SPD-Generalsekretär. Am wenigsten Erfahrung im Bundeskabinett, seit November 2007. Damals Nachfolger von Franz Müntefering. Setzte Mindestlöhne in mehreren Branchen durch, scheiterte aber am Widerstand der Union, auch in der Zeitarbeit eine gesetzliche Lohnuntergrenze einzuführen. Wird auch für höhere Ämter gehandelt.

MANUELA SCHWESIG (35): Sozialministerin von Mecklenburg-Vorpommern und jüngste Ministerin im ganzen Land. Jung, Frau, Mutter und Ostdeutsche - fast schon eine Idealbesetzung für das «Regierungsteam». Politisch allerdings noch ein ziemlich unbeschriebenes Blatt. Im Wahlkampf soll sie zur Gegenspielerin von Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) aufgebaut werden.

PEER STEINBRÜCK (62): Bundesfinanzminister und SPD-Vize. Außerdem Reserve-Offizier, Diplom-Volkswirt, ehemaliger nordrhein- westfälischer Ministerpräsident und seit vielen Monaten Krisenmanager. Bekannt für flinke Sprüche. Muss auch verantworten, dass die Neuverschuldung des Bundes auf Rekordhöhe steigt.

WOLFGANG TIEFENSEE (54): Bundesverkehrsminister. Komponistensohn, gelernter Elektrotechnik-Ingenieur, und ehemaliger Oberbürgermeister von Leipzig. Als Minister immer wieder über Kreuz mit der Deutschen Bahn. Im Kabinett auch zuständig für den Aufbau Ost.

HEIDEMARIE WIECZOREK-ZEUL (66): Bundesentwicklungsministerin. Aus Hessen, gelernte Lehrerin, früher Juso-Vorsitzende und SPD-Vize. Außerdem dienstältestes Mitglied im Bundeskabinett. Viele Reisen in die Dritte Welt.

BRIGITTE ZYPRIES (55): Bundesjustizministerin. Ebenfalls aus Hessen, Juristin. Wurde als «Flut-Beauftragte» der Bundesregierung bei der Hochwasserkatastrophe 2002 bekannt. Musste im Anti-Terrorkampf im Streit mit Innenminister Schäuble mühsam Kompromisse suchen. Eben erst durch Vorschlag eines vollen Adoptionsrechts für Homo-Paare in den Schlagzeilen.

Parteien / SPD
05.08.2009 · 22:32 Uhr
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