Hideo Kojima: Physint in Konzeptphase, Death Stranding 2 „unvollendet“
Die Welt hat „Death Stranding 2: On the Beach“ gefeiert, es als Meisterwerk deklariert und zu den Akten gelegt. Doch für den Schöpfer selbst, den nimmermüden Visionär Hideo Kojima, ist die Reise noch lange nicht vorbei. Während die Augen der Welt sich bereits erwartungsvoll auf seine nächsten Projekte richten – den geheimnisvollen Horror-Titel „OD“ und die glorreiche Rückkehr zum Spionage-Genre, „Physint“ –, steckt Kojima noch tief im kreativen Fegefeuer seines letzten Epos. Neue Aussagen des Meisters zeichnen das Bild eines Künstlers, der seine Schöpfungen nie wirklich loslässt und enthüllen, wie unendlich fern die Zukunft seines heissersehnten Spionage-Thrillers tatsächlich noch ist.
Der Geist von Death Stranding: Warum ein Meisterwerk niemals endet
Man könnte meinen, nach dem weltweiten Erfolg von „Death Stranding 2“ würde sich Hideo Kojima eine wohlverdiente Pause gönnen. Weit gefehlt. Einen Monat nach der Veröffentlichung agiert er wie ein digitaler Soziologe, der seine eigene Gesellschaft studiert. „Ich überprüfe die Daten der Spieler auf der ganzen Welt – welche Waffen sie benutzen, welche Routen sie nehmen, all diese Daten“, offenbarte er in einem Interview. Er jagt persönlich kleinen Bugs hinterher und steckt mitten in einer zermürbenden Tretmühle aus täglichen Interviews und Fotoshootings. Dieser Zustand führt zu einer bemerkenswerten Selbsteinschätzung: „Um ehrlich zu sein, habe ich nicht das Gefühl, dass ich den Titel [Death Stranding 2] beendet habe.“ Es ist die Aussage eines kreativen Perfektionisten, für den die Veröffentlichung nicht das Ende, sondern nur eine neue Phase der Auseinandersetzung mit dem eigenen Werk ist.
Die einsame Geburt eines Spions: „Physint“ im Konzeptstadium
Diese tiefe Verstrickung mit der Gegenwart hat direkte Auswirkungen auf die Zukunft. „Physint“, das in Zusammenarbeit mit PlayStation entsteht und Kojimas triumphale Rückkehr in das von ihm definierte Action-Spionage-Genre markieren soll, ist nicht mehr als ein Flüstern im Wind. Kojima bestätigte, dass sich das Projekt derzeit noch in der „Konzeptphase“ befindet. Mehr noch, er verdeutlicht die Intimität dieses frühen Stadiums: „Ich arbeite auch ganz allein an ‚Physint‘, weil es sich in der Konzeptphase befindet.“ Es ist das Bild des einsamen Genies am Reißbrett, das die Grundfesten seiner nächsten Welt erschafft. Diese exklusive Ein-Mann-Show, gepaart mit der früheren Prognose einer fünf- bis sechsjährigen Entwicklungszeit, rückt die Hoffnung auf eine baldige Rückkehr in die Welt der Spione in weite Ferne.
Zwischen den Welten: Der Spagat zum Director’s Cut?
Kojima balanciert derzeit auf einem Hochseil zwischen drei gigantischen Projekten: die akribische Nachsorge für „Death Stranding 2“, das beginnende Team-Work an „OD“ und die solitäre Konzeption von „Physint“. Sein Gefühl der „Unvollendetheit“ bezüglich des jüngsten Abenteuers von Sam Porter Bridges lässt Branchenkenner aufhorchen. Es weckt unweigerlich Erinnerungen an den ersten Teil, der nachträglich einen opulenten „Director’s Cut“ mit neuen Missionen, Werkzeugen und Verbesserungen erhielt. Auch wenn für den Nachfolger offiziell kein DLC geplant ist, scheint die Tür für eine erweiterte und verfeinerte Edition, ein spiritueller Director’s Cut, durch Kojimas eigene Worte einen Spalt weit offengelassen zu werden. So bleibt die Erkenntnis, dass im Kojima-Universum die Arbeit nie wirklich getan ist und selbst ein gefeiertes Ende nur der Anfang von etwas Neuem sein kann.


