Handelsbilanzschwäche trifft Deutschland, doch Industrieproduktion trotzt dem Trend
Die deutsche Exportwirtschaft zeigt sich zu Beginn des Jahres zweigeteilt: Während der Außenhandel, insbesondere mit EU-Partnern, an Dynamik verliert, meldet die Industrieproduktion erfreuliche Zuwächse. Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes gingen die Exporte im Februar im Vergleich zum Vormonat um 2,0 Prozent zurück, was einer Jahresfrist sogar 4,4 Prozent weniger entspricht. Besonders die Exportwerte, die sich auf 132,9 Milliarden Euro beliefen, spiegeln diesen Rückgang wider. Auch die Importe zeigen mit einer Verringerung von 8,7 Prozent auf 111,5 Milliarden Euro deutliche Einbußen.
Kontrastierend dazu meldet sich die deutsche Industrie mit einer robusten Startphase des neuen Jahres. Entgegen der verhaltenen Tendenz des Vorjahres erhöhte sich die Gesamtherstellung im Februar um 2,1 Prozent. Analysten, die von einer moderaten Steigerung um 0,5 Prozent ausgingen, wurden von diesem Ergebnis positiv überrascht. Somit bestätigt sich der Aufwärtstrend des Januars, dessen Wachstum nun nachträglich höher eingeschätzt wird.
Die Konjunktur im Euroraum erleuchtet sich dazugehörig weiter. Das Analyseinstitut Sentix verzeichnet mit dem Konjunkturindikator im April zum sechsten Mal in Folge eine Steigerung auf minus 5,9 Punkte – den höchsten Wert seit über einem Jahr.
Eine klaffende Finanzierungslücke tut sich indes im Bereich Infrastruktur auf. Die für die Sanierung und Modernisierung der Brücken und Autobahnen in Deutschland vorgesehenen Mittel erscheinen unzureichend. Rund 5,5 Milliarden Euro an zusätzlichen Finanzen für die Jahre 2025 bis 2028 werden nach Aussage eines Sprechers der Autobahn GmbH benötigt.
In einem europäischen Fokus stehen Deutschland, Frankreich und Italien, die eine verstärkte Kooperation in der Industriepolitik fordern. Im französischen Meudon trafen sich die Wirtschaftsminister der drei Länder, um sich für eine verbesserte Abstimmung stark zu machen und Europas wirtschaftliche Unabhängigkeit und strategische Autonomie zu fördern.
Nicht zuletzt könnte die EU-Finanzpolitik Investitionen hemmen, so ein Bericht des Europäischen Gewerkschaftsbundes und der New Economics Foundation. Die vorgeschlagenen Schuldenregeln würden gerade in Bereichen wie Gesundheit, Bildung und Umweltschutz die notwendigen Ausgaben einschränken – ein Umstand, der ab 2027 vor allem Länder wie Deutschland treffen könnte. (eulerpool-AFX)