Grass: Kirche muss Zölibat abschaffen

Lübeck (dpa) - Der Staat muss nach Ansicht des Schriftstellers Günter Grass die katholische Kirche per Gesetz zur umgehenden Mitteilung von Missbrauchs-Verdachtsfällen an die Staatsanwaltschaft zwingen.

«Wir sind gegen Gottesstaaten, etwa im muslimischen Bereich, aber wir haben noch Rudimente selbst davon», sagte der Literatur-Nobelpreisträger. Die Säkularisierung, also die Trennung von Staat und Kirche sei in der Geschichte hart erkämpft worden. In vielen Fällen habe es die Kirche versäumt, den Staatsanwalt einzuschalten. «Das ist ein Vergehen gegen unser Staatsverständnis», sagte Grass. «Das muss revidiert werden von politischer Seite.» Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) sei hier gefordert, mit einem Gesetzesvorstoß aktiv zu werden.

Grass hielt der Kirche vor, nicht aus sich selbst heraus reformfähig zu sein. Wie andere Ideologien - Kommunismus und Kapitalismus - sei auch der Katholizismus Gefangener des eigenen Dogmas. «Diese Art von Unbeweglichkeit und Nicht-Wahrnehmen-Wollen von sich verändernder Wirklichkeit, dieses nahezu infantile Festhalten am Kondomverbot und einer Sündenauffassung innerhalb des Sexualbereiches, diese Verklemmtheit hat einerseits Fälle zur Folge, wie sie jetzt ans Licht kommen, zeigt aber zum anderen die Unfähigkeit zu einer grundsätzlichen Reform.»

Das Heiratsverbot für Priester (Zölibat) müsste abgeschafft werden, forderte Grass. «Anfälligkeiten für Kindesmissbrauch gibt es überall dort, wo Menschen mit Kindern zu tun haben, aber verschärft wird es durch das Zölibat.» Über seine Erfahrungen als Messdiener mit zwölf Jahren berichtete Grass: «Beim Katechismusunterricht gab's einen Vikar, der nichts Gravierendes gemacht hat, aber er konnte die Hände nicht lassen, strich über den Scheitel und manchmal verschwand die Hand auch hinter dem Hemd - es war ein ganz lieber, sanfter Kerl, der mit dem Zölibat nicht fertig wurde.»

Würde das Zölibat abgeschafft, gäbe es zudem einen Nebeneffekt: «Die Geburtenquote in Deutschland könnte aufgebessert werden, wenn die gesamte geballte gestaute Sexualität innerhalb der katholischen Kirche sich niederschlagen könnte in viele, viele Priesterkinder, verheiratete Priesterkinder, die eine Ehe eingehen und in jeder Beziehung wohltätig sind - und das alles nach katholischem Gebot ohne Kondome.»

Kriminalität / Kirchen
12.03.2010 · 21:55 Uhr
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