Gewaltexzess im U-Bahnhof - Hohe Haftstrafen
Das Münchner Landgericht verurteilte einen zur Tatzeit 18-Jährigen zu sieben Jahren Jugendstrafe und seinen knapp ein Jahr älteren Cousin zu fünf Jahren Haft.
Die beiden Vettern hatten im Juli 1996 gemeinsam mit einem schon früher verurteilten Freund einen jungen Schreiner niedergeprügelt und getreten, weil er auf das Rauchverbot am Bahnsteig hingewiesen hatte. Der jüngere Angeklagte stieß dem Opfer ein Messer zehn Mal in den Oberkörper, wobei ein direkt aufs Herz gezielter Stich von der Brieftasche des damals 23 Jahre alten Opfers aufgehalten wurde.
Der Schreiner stürzte ins Gleisbett und konnte sich mit letzter Kraft auf den Bahnsteig hochziehen. Er musste mehrmals operiert werden und schwebte wochenlang in Lebensgefahr. Der Schreiner ist zu 60 Prozent schwerbehindert.
Die beiden angeklagten Kosovo-Albaner entkamen damals in ihre Heimat. Sie wurden erst Dezember 2008 und im Herbst 2009 in der Schweiz und Italien festgenommen.
«Der Fall zeigt, dass es schon vor 13 Jahren Gewalttaten in der U- Bahn gab, wie sie heute Schlagzeilen machen», sagte die Vorsitzende Richterin. Der Schreiner sei weitaus schwerer verletzt worden als der pensionierte Realschuldirektor, der Weihnachten 2007 in einem Münchner U-Bahnhof von zwei Heranwachsenden ebenfalls nach einer Ermahnung wegen des Rauchverbots mit Wucht gegen den Kopf getreten worden war. Die beiden Täter, die bundesweit als «U-Bahn-Schläger» bekannt wurden, waren zu zwölf und achteinhalb Jahren Haft verurteilt worden.
Dass die jetzt angeklagten Schläger milder bestraft wurden, verdankten sie der Richterin zufolge dem Umstand, dass ihr Mittäter 1998 mit drei Jahren Jugendstrafe davon gekommen ist. Der Mazedonier hatte sich nach einem Jahr freiwillig gestellt. Im Prozess gegen die Cousins widerlegte er als Zeuge deren Behauptung, sie hätten sich gegen einen Angriff des angeblich ausländerfeindlichen Schreiners gewehrt.
Zuletzt hatte in München der Fall Dominik Brunner für Schlagzeilen gesorgt. Der Manager wurde im September am Münchner S-Bahnhof Solln von Jugendlichen zu Tode geprügelt, als er sich schützend vor vier Kinder stellte. Wegen versuchten Mordes müssen sich dieses Jahr in München außerdem drei Schüler aus der Schweiz verantworten, die im Sommer auf Klassenfahrt binnen einer halben Stunde fünf Menschen zusammengeschlagen hatten - sie wollten nach eigener Aussage «ein bisschen Spaß».