«Fäkalien-Dschihad»: Verschwörungstheorien um EHEC

Berlin (dpa) - Es ist das Gesprächsthema Nummer Eins: Wo kommt EHEC her? Da mit den spanischen Gurken eine Quelle ausgeschieden ist, geht das Rätseln weiter. Während Forscher mit Hochdruck nach dem Ursprung des Darmkeims fahnden, ist die Unsicherheit ein perfekter Nährboden für Verschwörungstheorien.

Ist EHEC vielleicht ein Terroranschlag mit biologischen Waffen, fragt sich die Internetgemeinde und verbreitet zum Teil abenteuerliche Meldungen, die von den Behörden umgehend zurückgewiesen werden.

«Bundesinnenministerium hat schon 2006 mit einem EHEC-Terroranschlag gerechnet», heißt es etwa im Netz. Oder: «BND ermittelt jetzt in Sache EHEC in Paris.» Schnell sind Verdächtige ausgemacht, so sei doch erst kürzlich Osama bin Laden getötet worden. EHEC könnte also die Rache fanatischer Islamisten sein. Der Begriff vom «Fäkalien-Dschihad» ist nur die Spitze kruder Theorien.

Während solche Vermutungen offensichtlich falsch sind, rätseln auch Wissenschaftler, ob EHEC mit Absicht in Umlauf gebracht worden sein könnte. Bis die Quelle nicht gefunden sei, «kann auch der sehr unwahrscheinliche, aber theoretisch denkbare "worst case" nicht ausgeschlossen werden, dass die Bakterien absichtlich ausgebracht wurden», schrieb der angesehene Mikrobiologe Alexander Kekulé von der Universität Halle-Wittenberg im «Tagesspiegel». In Tschechien sorgte Agrarminister Ivan Fuksa mit der Theorie für Aufsehen, jemand hätte das Gemüse in einem Lager vergiften können, was «an einen Terrorangriff grenzen» würde.

Offizielle Seiten weisen eine Anschlag entschieden zurück: «Nichts deutet auf einen bioterroristischen Hintergrund hin», erklärt ein Sprecher des Bundesinnenministeriums. Es gebe auch kein «Geheimtreffen» in Paris, an dem der deutsche Geheimdienst BND teilgenommen hätte. Auch beim Bundesamt für Lebensmittelsicherheit heißt es: «Wir haben keinerlei Anzeichen, dass es sich um einen Anschlag handelt.»

Doch Verschwörungstheoretiker stört das nicht. Gründe für einen Anschlag gebe es genug. Was ist mit der Fleisch- und Tierindustrie? Wartete die nach BSE, Gammelfleisch und Dioxineiern nicht nur auf den Skandal, der nun die Gemüsefreunde mit dem Rücken zur Wand stellt? Verdächtigt wird - wie schon bei der Schweine- oder Vogelgrippe - auch die Pharmaindustrie, die mit der Entwicklung teurer Medikamente Geld scheffeln könnte.

In Spanien, wo Bauern dem deutschen Gurkenalarm zum Opfer fielen, ist auch ein Schuldiger ausgemacht. Ramón Mampel, Generalsekretär des Bauernverbandes La Unió de Llauradors, sieht Konkurrenten am Werk. «Ich bin sicher, dass sich hinter der Haltung Deutschlands andere Interessen verbergen. Dazu können zum Beispiel Lieferverträge mit Marokko oder mit den Mercosur-Staaten in Südamerika gehören.» In Russland vermutet Pawel Grudinin, Chef eines der größten Gemüseproduzenten des Landes, dass die «Geschehnisse» Teil eines Handelskrieges sein könnten, bei dem am Ende die Türkei und China die Märkte dominieren.

Selbst die Atomindustrie muss herhalten: Die Branche könnte mit der EHEC-Aufregung von der Atom-Aufregung ablenken, heißt es im Verschwörungsforum «wahrexakten.at», das sonst auch über Aliens diskutiert. Entkräftung findet dies aber auf selbiger Seite: «Da könnte man ja auch einen Zusammenhang zwischen dem schönen Wetter und dem Atomausstieg sehen - das Wetter ist deswegen so schön, damit mehr Strom für Klimageräte gebraucht wird und somit der Atomausstieg erschwert wird.»

Gesundheit / Infektionen
03.06.2011 · 23:14 Uhr
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