Europas Regulierer rücken zusammen: Digitale Plattformen werden zum Schlüssel im Kampf gegen unklare Glücksspielwerbung

Ein neuer europäischer Ansatz zeichnet sich ab. Die Regulierung der Zukunft wird wesentlich davon abhängen, wie eng Behörden und digitale Ökosysteme zusammenarbeiten, und wie transparent die Wege werden, über die Werbung grenzüberschreitend Nutzer erreicht.
Madrid wird zum Symbol eines neuen Aufsichtsverständnisses
Als sich die Glücksspielaufsichtsbehörden mehrerer europäischer Staaten am 12. November 2025 in Madrid trafen, war der Anlass keineswegs neu. Die Herausforderungen jedoch schon. Digitale Werbung hat sich in rasantem Tempo weiterentwickelt und ist nicht mehr an geografische Räume gebunden.
Heute können Spieler aus Deutschland Poker, Roulette und Co. bei Casinos spielen, die in Malta, Gibraltar oder Curacao registriert sind, ohne dafür in Deutschland verifiziert sein zu müssen, wie sie bei https://www.pokerfirma.com/online-casinos/ohne-verifizierung verglichen werden. Die nationalen Grenzen verschwimmen also entsprechend und öffnen dabei Chancen für die Spieler.
Die spanische Gastgeberbehörde, die britische Gambling Commission sowie Aufsichtsstellen aus Ländern wie Österreich, Frankreich, Italien und Portugal stellten klar, dass eine isolierte Betrachtung nationaler Märkte nicht ausreicht. Stattdessen sollen gemeinsame Standards entstehen, die nicht einzelne Anbieter, sondern die gesamte digitale Infrastruktur betreffen.
Deutschland war durch die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) vertreten. Auch wenn die GGL aufgrund der föderalen Struktur keine internationalen Erklärungen unterzeichnen kann, spielt sie eine zunehmend wichtige Rolle, wenn es um technische Analysen, Monitoring-Modelle und den Austausch operativer Daten geht.
In Madrid wurde deutlich, dass nationale Aufsichten weiterhin selbst entscheiden können, welche Angebote sie zulassen. Aber die Wege, über die Werbung ausgespielt wird, müssen stärker europäisch gedacht werden.
Warum digitale Plattformen zum Dreh- und Angelpunkt werden
Ein zentrales Ergebnis der europäischen Gespräche ist ein Perspektivwechsel. Während in der Vergangenheit oft die Anbieter im Fokus standen, richten die Regulatoren ihren Blick jetzt auf die Mechanismen der digitalen Verbreitung.
Werbung erreicht Nutzer heute auf vielfältigen Wegen, über Apps, Suchmaschinen, Videoplattformen, Nachrichtendienste, Streaming-Services und algorithmisch gesteuerte Feeds. Viele dieser Systeme sind nicht national, sondern global organisiert. Die Aufsichtsbehörden sehen darin keinen grundsätzlichen Konflikt, aber eine Herausforderung. Die Herkunft einer Werbeeinblendung ist für Nutzer oft nicht erkennbar.
Laut dem European Gambling and Betting Association (EGBA) entfielen über 80 Prozent der Werbeausgaben im europäischen Online-Glücksspielsektor 2024 auf digitale Kanäle wie Suchmaschinen, Social Media und Video-Plattformen.
Schon kleine Beispiele verdeutlichen die Komplexität: Ein Anbieter mit einer Lizenz aus Malta oder Gibraltar kann problemlos Werbung auf Portalen schalten, die deutsche, niederländische und französische Nutzer gleichzeitig erreichen. Selbst wenn das Angebot im Herkunftsland ordnungsgemäß reguliert ist, bedeutet dies nicht automatisch, dass die Werbung in jedem Zielmarkt zulässig ist.
Hinzu kommt, dass viele Kampagnen nicht mehr klassisch über statische Werbeflächen laufen, sondern dynamisch ausgespielt werden, je nach Profil, Standort, Uhrzeit oder Endgerät. Diese technische Vielschichtigkeit erfordert neue Ansätze, die in Madrid erstmals gemeinsam definiert wurden.
Transparenz der Werbewege statt Bewertung der Inhalte
Eine wichtige Veränderung im europäischen Diskurs besteht darin, dass der Schwerpunkt nicht auf den Glücksspielinhalten selbst liegt. Vielmehr geht es darum, wie transparent die Wege sind, über die Nutzer zum jeweiligen Angebot gelangen.
Die Behörden streben daher technische Modelle an, die folgende Fragen präziser beantworten: Wo wurde eine Werbeanzeige ursprünglich geschaltet? Über welche Plattformen und Vermittlungsstufen gelangte sie zum Endnutzer? Welche Lizenzinformationen wären verpflichtend zu übermitteln? Und wie kann die Plattform sicherstellen, dass nationale Erlaubnisse berücksichtigt werden?
Diese Fragen zeigen, dass die Regulierer die technischen Strukturen der Werbeökonomie zunehmend als zentrale Stellschraube betrachten. Ein Beispiel ist die Diskussion über verpflichtende Herkunftsnachweise für Werbeinhalte, ähnlich einer digitalen Signatur. Dabei geht es nicht darum, Werbung zu verbieten, sondern ihre Zuordnung nachvollziehbar zu machen.
Von freiwilligen Maßnahmen zu strukturierten Anforderungen
Ein weiterer Schwerpunkt der europäischen Diskussion ist die Zusammenarbeit mit den Plattformen selbst. Diese haben bereits eigene Programme entwickelt, um unerwünschte Werbung einzuschränken. Doch viele Behörden halten diese Maßnahmen nicht für ausreichend, um den Anforderungen eines regulierten Marktes gerecht zu werden.
Die Gespräche in Madrid zeigen, dass sich ein mehrstufiges Modell für die Zukunft abzeichnet:
- Transparente Herkunftskennzeichnung:
Jede Werbeanzeige soll klar erkennbar machen, für welchen Markt sie gedacht ist und auf welcher Lizenz sie basiert. - Kooperative Datenkanäle:
Plattformen sollen standardisierte technische Schnittstellen bereitstellen, über die Aufsichtsbehörden verdachtsrelevante Daten analysieren können. - Nachvollziehbare Vermittlungsketten:
Die Wege zwischen ursprünglicher Werbeschaltung und finaler Ausspielung sollen dokumentiert werden.
Diese Struktur würde die nationalen Rechtsordnungen nicht vereinheitlichen, aber ihre Anwendung erleichtern.
Auswirkungen auf Betreiber und Nutzer
Aus Sicht der europäischen Regulierung geht es nicht darum, bestimmte Anbieter auszuschließen, sondern darum, die Funktionsweise digitaler Werbung nachvollziehbar zu machen.
Für Betreiber könnte dies bedeuten, dass sie künftig zusätzliche Informationen bereitstellen müssen, etwa spezifische Lizenzdaten je Zielland oder technische Nachweise, wie ihre Kampagnen ausgeliefert wurden.
Für Nutzer könnte die Transparenz steigen. Denkbar wären etwa Labels, die anzeigen, ob ein Angebot im jeweiligen Land reguliert ist oder nicht. Auch personalisierte Werbung könnte stärker geografisch gesteuert werden, um grenzüberschreitende Fehlzuordnungen zu vermeiden.
Für Plattformen hingegen entsteht ein größerer Dokumentationsaufwand. Gleichzeitig erhalten sie aber klarere Vorgaben und mehr Rechtssicherheit im Umgang mit der Vielzahl internationaler Anbieter.
Die europäische Regulierung wird technischer
Die Entwicklungen der vergangenen Monate zeigen, Europa bewegt sich auf ein neues Modell der Glücksspielaufsicht zu, und eines, das nicht mehr allein auf die Bewertung von Angeboten setzt, sondern auf die Transparenz der digitalen Verbreitungswege.
Ob diese Strategie zu einer sichtbaren Veränderung im Werbemarkt führt, hängt von drei Faktoren ab:
- der Bereitschaft digitaler Plattformen, tiefergehende technische Standards umzusetzen,
- der Fähigkeit der Behörden, gemeinsame Verfahren zu entwickeln,
- und der Geschwindigkeit, mit der europaweit Datenmodelle harmonisiert werden können.
Madrid war daher weniger ein einzelnes Treffen als vielmehr ein Startpunkt für eine langfristige Neuorientierung. Die Regulierung des Online-Glücksspiels wird sich künftig stärker an technologischen Realitäten orientieren und weniger an der klassischen Vorstellung eines national abgegrenzten Marktes.

